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                                                                                Fränkische Berichte
Erste Berichte über diese Ereignisse waren Einzelaufzeichnungen auf den Ostertafeln der Klöster. Auf Grund dieser Eintragungen entstanden in der nachfolgenden Zeit zusammenhängende Jahresberichte (An-nalen) und Chroniken. Vermutlich sind die in ihrem ersten Teil 788—793 geschriebenen Lorscher Annalen die ältesten. Bei einem Vergleich mit den späteren erhält man den Eindruck, daß sie alle irgendwie von­einander abgeschrieben sind. Auch der oft zitierte Einhard, Geheimschreiber und Baumeister am fränki-schen Königshofe, wird, sofern er überhaupt der Verfasser der Einhardschen Annalen gewesen ist, sein Wissen aus diesen älteren Quellen bezogen haben. Als König Karl in Schieder weilte, zählte Einhard 14 Jahre. Er verließ die Klosterschule in Fulda erst 794.
In diesen „Annales Laurissenses", seit 1854 nach Leopold von Ranke Fränkische Reichsannalen genannt, findet sich in einem umfassenderen Bericht über die Geschehnisse des Jahres 784 auch der Satz, in dem die Skidrioburg vorkommt. Die in unserer Chronik aufgenommene Kopie des Berichts hat sich Wilhelm Beck­meier, der Erbauer des Hotels Skidrioburg, vor einem halben Jahrhundert anfertigen lassen. In der lateinischen Sprache der Annalen heißt der Satz:
„Et celebravit natalem Domini iuxta Skidrioburg in pago
Waizzagawi super fluvium Ambra in villa Liuhidi." Das ist zu deutsch: „Und (Karl) feierte die Geburt des Herrn nahe der Skidrioburg im Gau Waizzagawi am Fluß Ambra in villa Liuhidi." Um die Übereinstimmung mit anderen Texten zu zeigen, sollen noch zwei Beispiele angeführt werden. In der Fortsetzung der Lorscher Annalen, den „Annales Laurissenses maiores et Einhardi" lautet es, nach­dem von der Weihnachtsfeier die Rede war: „super Ambra fluvium in pago Huettagoe iuxta castrum Saxonum quod dicitur Skidrioburg." Hier taucht eine andere Form des Gaunamens, nämlich Huettagoe, auf, und „in villa Liuhidi" fehlt. Diese weitere Ortsbestimmung könnte dem Berichterstatter unwichtig erschienen sein.
Das zweite Beispiel stammt aus der Chronik des Abts Regino von Prüm, die um 890 entstanden ist. Auf­fallend erscheint die wörtliche Wiederholung der ersten Berichtsform: „et celebravit natalem Domini iuxta Skidrioburg in Wizzagawi super fluvium Ambra in villa quae dicitur Liuhidi." Hinzugefügt wurden nur die zwei Worte „quae dicitur" (welche genannt wird).
                               
                                                                            Die Suche nach der Skidrioburg
Als man begann, nach der Skidrioburg zu suchen, mußte unter den bis ins 11. Jahrhundert bekannt geblie-benen Gaunamen gesichtet werden. Übrig blieb der Wetigau, der im mittleren Emmertal lag, wie auch die Gaukarte Seite 46 zeigt. Die Lorscher Annalen bringen die Form „Waizzagawi", in ihrer erweiterten Fas­sung heißt es „Huettagoe", und Regino von Prüm verwendet den Ausdruck „Wizzagawi". Die verschie­denen Namensformen erklären sich daraus, daß mit den Sachsen und Franken zwei Sprachgebiete aufein-anderstießen. „Go" war das niederdeutsche Wort für Gau, während „Weti" vom altsächsischen „wheti" = Weizen herzuleiten ist. „Waizzagau" läßt sich mit dem althochdeutschen „weizzi" = Weizen ebenfalls als Weizengau deuten.
In der „Ambra" erkannte man die Emmer. Hier hat die Entwicklung des Wortes die gleichen Stufen durch­gemacht wie das vom althochdeutschen „imbi" kommende Imme (Biene) oder wie bei dem Wort Hum­mel, das vom mittelhochdeutschen „humbel" stammt.
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Auszüge aus "Schieder Die Geschichte eines lippischen Dorfes" mit freundlicher Genehmigung Stadt Schieder-Schwalenberg
Bei der Sinndeutung des Wortes „Ambra" kommt man auf das germanische „ampra", den Urahnen unseres „Ampfer". Die Emmer wäre danach der Fluß in den Ampferwiesen gewesen.
Bliebe als letztes die „villa Liuhidi" zu erklären. Im Plattdeutschen heißt die Stadt Lügde auf lippischer Seite „Luide", bei den Lügdern selbst „Lüde". 1693 brachte Schaten in seinem „Annalium Paderbornen-sium" die Wendungen „in vico Luidi" (im Orte Lügde) und „Lude oppidum" (Stadt Lügde). Augenscheinlich gehen alle Formen auf das altsächsische „liudi" (althochdeutsch entsprechend „liuti") zurück. Beide Wörter bedeuten „Leute". Man verstand darunter Freie, die Kriegsdienste leisten mußten und dem Gericht der Freien angehörten, also „dingberechtigt" waren. Lügde wäre danach Sammelplatz des Heeres und Gerichtsort gewesen. Siegel schreibt in „Lügdes Vergangenheit" dem Orte seit 1246 Stadtcharakter zu. Für eine mehr als 400 Jahre davorliegende Zeit gelten ganz andere Siedlungsverhältnisse. Das „villa" der fränkischen Zeit wurde nicht nur auf Städte, sondern auch auf Dörfer wie auf ein einzelnes Gehöft ange­wandt. Zu der Zeit bestanden nur Einzelsiedlungen in der Umgebung Lügdes. Da einige Annalen Lügde und die Skidrioburg nebeneinander anführen, darf man annehmen, daß das große Heer der Eroberer auf die Höfe der Gegend einquartiert wurde.
Hölzermann entschied sich bei der Suche dahin, daß die Herlingsburg die Skidrioburg gewesen sein müsse. Schuchhardt schloß sich dieser Meinung auch deswegen an, weil er glaubte, Volksburgen hätten nur auf Berghöhen gelegen. Nun ergaben sich aber sprachliche Schwierigkeiten. Der Name Schieder kommt zweifels­ohne von dem alten Wort Skidrioburg. Der Ort Schieder liegt jedoch an einer von der Herlingsburg entfernten Stelle. Schuchhardt überbrückte diesen Zwiespalt so: „Der Graf, oder wie er sonst in säch­sischer Zeit geheißen hat, wohnte in Schidara, und seine Burg, eine gute halbe Stunde entfernt, auf die er und sein Volk in der Noth sich flüchtete, hieß danach die Skidrioburg."
Nun beträgt die Entfernung von Alt Schieder nach der Herlingsburg Luftlinie 4,5 km. Der Marsch dahin erfordert heute etwa l'/a Stunden. Bei den Wegeverhältnissen der alten Zeit hätten die Menschen mit Wagen und Vieh sicher einen halben Tag gebraucht.
Schuchhardt hat die Emmer nie bei Hochwasser gesehen, wie sie sich tagelang wie ein reißender Strom durchs Tal wälzt. Flüchtende vom rechten Ufer hätten also die Burg oft gar nicht erreichen können, wenn es darauf ankam. Schließlich ist der Name Skidrioburg für den Berg nirgends belegt.
                                                                                 Der Name Herlingsburg
In
einem Protokoll über eine gemeinsame Grenzbegehung des Edlen Herrn Bernd zur Lippe und des Grafen Moritz zu Pyrmont von 1463 wird der Grenzverlauf wie folgt beschrieben: „vom Knappensteine niederwärts nach den Sundern (Sunderbruch) und über den Hartekeberg (Harzberg) an die Emmer, auf der andern Emmerseite von den Schyreichen (Grenzeichen) in die Ulengrund, über den Eichberg, die Schapriskgrund und den Rockhall auf die Herlingsborg und oben von dieser an bis auf den Schnatbaum bei dem Hainberge." Eine Urkunde von 1525 gibt einen Hudestreit zwischen der Stadt Blomberg und dem dortigen Augustiner­kloster mit dem darauf erfolgenden Rechtsentscheid Simons zur Lippe wieder: „Die vom Blomberge... sollen sich der Hude enthalten . . . nach dem Hainberge sowie durch den Knick zum Brunebeke oder nach der Herlingsborg."
Seit Beginn des 17. Jahrhunderts scheint sich der Name „Herminiusburg" oder „Arminiusburg" eingebür­gert zu haben. Auf der Karte des Bistums Paderborn von Gigas Seite 85 heißt es „Herlingsburg olim Herminy castrum" (Herlingsburg, früher Herminiusburg).
Den gleichen Ausdruck „Herminiusburg" verwendet ein Gogerichtsprotokoll von 1609. Von Donop schrieb 1785 „Arminiusburg", Riecke 1868 „Hermannsburg oder Arminsburg", Hölzermann etwa gleich­zeitig „Herlingsburg, gewöhnlich Arminiusburg" und Schuchhardt selber um 1900 „Herlingsburg (Her­mannsburg)".
Das Bestimmungswort „Herling" geht auf das altsächsische „erl" zurück. In verwandten Sprachen heißt es entsprechend im Altnordischen „Jarl" (Edelmann) und im Englischen „earl" (jetzt Graf). Der Herling wird also ein sächsischer Edelmann gewesen sein, der als Burgmann neben der Burg wohnte und sie zu betreuen hatte.
Unser lippisches Oerlinghausen und das Herlinghausen bei Warburg liegen übrigens beide in der Nähe einer Volksburg.
Schuchhardt fand unterhalb der Herlingsburg auf der Hovestatt 6 tiefe Löcher, die er als Vorratsgruben deutete, daneben Reste von Trockenmauern. Es wäre also möglich, daß an der Stelle, wo schon bronzezeit­liche Gräber auf ein altes Siedlungsgebiet hinweisen, der Hof eines sächsischen Edelings gelegen hat.