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1611  verpachtete Graf Simon den Hof an Tönies Wulf von Haxthausen, zwei Jahre später überließ er ihm den Hof durch Verpfändung  „wegen Aufbringung etlicher Gelder" meierstättisch. Der Pfandvertrag verbriefte von Haxthausen an Sonderrechten den Besitz und die Nutzung der Schlag- und Ölmühle gegen eine Zahlung von jähr­lich 20 Talern, wie sie der Schlagmüller bisher auch gegeben hatte, für   83  Taler den Gebrauch der   Burgfestdienste,  von  denen  drei  ans  Haus  Schieder geleistet werden sollten, ebenfalls die Dienste von Belle, die   alleinige   Ausübung   der   Fischerei,   wobei   nur   der   Graf   bei   Gelegenheit   auch fischen durfte, denen auf dem Hammer wurde jegliches Fischen verboten, die Nach-  und  Kesselmast  für  die  Schweine,  Buchenholz  zur  Feuerung,  Eichenholz zu Böttcherholz, der Eschenhof zu Bandholz (Eschenholzbänder für Fässer), jährlich  7  Molt  Salz   von   Salzuflen,   die  Eier  und   Pachthühner   von   Noltemeycr und Stammeyer, das Brau- und Schankmonopol.
Am 1. März 1611 wurde das Hofinventar durch den Landdrosten Moritz von Oeynhausen und den Ober­amtmann von Brake Eckberth Mayer übergeben. Ein dabei aufgestelltes Verzeichnis führt alle Gebäude mit ihren Räumen und Einrichtungsgegenständen auf: das Herrenhaus, ein Back- und Brauhaus, die Küche mit Speise- und Bierkeller, das Vorwerk, den Kornboden, die Pforte, das Schweinehaus, den Schaf-und Hammelstall, das Schäferhaus, die Schmiede, den Pferde- und Kuhstall.
Das Back- und Brauhaus enthielt neben dem Backofen und einer riesigen Braupfanne für fünf Tonnen die Stube des Amtmanns und die Kammer des Fischers. Die Meyersche (Wirtschafterin) hauste mit den Mägden im Vorwerk. Dort befand sich im Keller die Molkerei, der sogcnannte Molkcnkeller. Die Pforte scheint ein zweistöckiger Wohnturm gewesen zu sein, er hatte im Erdgeschoß die Wachstube und eine große Kammer, im Obergeschoß „die Kammer über der Pforten" und eine Kammer nach dem Hofplatz zu. Verschiedene Geldausgaben weisen auf eine große Uhr mit einer Schlagglocke hin. 1594/95 kaufte man für einen halben Taler ein Seil zum Uhrwerk, „darin das Gewicht henget". 1597 erscheinen in der Ausgabe 7 Groschen für Beinöl zum Uhrwerk, 1607 wurde Baumöl zur Glocke gekauft. Der Hof besaß 1607 schon eine Wasserleitung. Für das Umlegen der Wasserröhren oder „Pipen" wurden an Lohn für 3V2 Tage 18 Groschen und 6 Goßler ausgezahlt (1 Goßler etwa ein halber Pfennig).

Im 30jährigen Kriege
Simon VI. hatte sich 1593 vom Kaiser für Lippe das Erbfolgerecht des Erstgeborenen und damit die Unteilbarkeit seines Landes bestätigen lassen. Eigenartigerweise setzte er dann ein Testament auf, das jedem seiner Söhne einen Anteil an Lippe gab und Erbstreitigkeiten über mehr als 200 Jahre herauf­beschwor. Nachdem der ursprünglich zum Landesherrn bestimmte älteste Sohn Bernhard vor seinem Vater starb, bestieg der zweite als Simon VII. den Thron. Unter seinen Brüdern erhielt Otto Brake, Barntrup und Blomberg, Hermann das halbe Amt Oldenburg, Schwalenberg und Schieder, Philipp Alverdissen mit aus­wärtigen Besitzungen. Graf Hermann starb 1620. Detmold und Brake teilten sich seinen Anteil. Schieder fiel an die Braker Linie. Unter Graf Otto erlebte Schieder den 30jährigen Krieg.
Vier Jahre nach seinem Beginn wurde dieser auch nach Lippe getragen. Henrich Schlüter war Amtmann zu Schieder. Johann Piderit, damals Pastor in Blomberg, hat uns über die Kriegsjahre 1622-1627 eine aus­führliche Chronik hinterlassen.
Danach begann es mit dem Einmarsch der evangelischen Seite. Herzog Christian von Braunschweig besetzte am 18. Januar 1622 Soest, Paderborn und Marienmünster. Auf seinem Zuge von Lippstadt über Peckels-heim nach Warburg hielt er in der Nacht vom 9. zum 10. März Nachtlager in österholz. Am 14. März nahmen die Braunschweiger Steinheim ein, am 22. März wurde Lügde besetzt. Die Truppen aus Steinheim zogen am 22. März an Blomberg vorbei über Sonneborn ins Schaumburgische. Auch die von Lügde mar­schierten nach Schaumburg. Graf Simon begab sich an die Grenze bei Varenholz, um Übergriffe zu ver­hüten. Als den in Steinheim und Lügde neu einquartierten Soldaten der Proviant knapp wurde, stahlen und raubten sie um Schieder, Schwalenberg und Blomberg.
Diesen ersten Einfällen konnte Graf Otto sich mit seinen Untertanen noch erfolgreich entgegenstellen. Graf Simon suchte den Herzog Christian in Paderborn auf und erreichte am 3. und 4. Mai die Aufstellung einer Salvagarde (Schutztruppe).
Das Jahr 1623 stand fast ganz im Zeichen der von Süden kommenden kaiserlichen Regimenter. Nachein­ander lagen sie in den Dörfern und Städten Lippes im Quartier, ließen sich dort verpflegen, ihre Vorräte ergänzen und zogen weiter. Tilly selbst räumte das Land gegen eine Lieferung von 40 000 Laib Brot. Die Gegenseite hielt sich um Rinteln und jenseits der Weser auf, hatte aber noch Pyrmont besetzt. Ein erster Vorstoß sächsischer Reiter gegen Holzhausen wurde am 17. September abgeschlagen. Nachdem der Herzog Franz Albrecht von Sachsen am 25. September in Blomberg eingerückt war, eroberten seine Truppen am nächsten Tage Holzhausen. Das Dorf ging fast ganz in Flammen auf. Tilly kam am 29. Sep­tember in Pyrmont an und nahm in ösdorf Quartier. Durch Vermittlung Heinrichs von Oeynhausen und des Paderborner Kanzlers blieb das Pyrmonter Schloß verschont.
Im Jahre 1624 erlebten die Lipper fortdauernde kaiserliche Durchmärsche und Einquartierungen. Tilly zog von Höxter über Blomberg, Lemgo, Salzuflen nach Bielefeld und zurück. Die Obristen von der Nesse und Westerholz lagen mit ihren Soldaten in Schwalenberg, eine Kompanie aus dem Stift Corvey in Belle. Im Lande brach eine Teuerung aus. Graf Otto begab sich vor Martini auf Reisen ins Ausland, um sich den Widrigkeiten zu entziehen.
1625 lagen immer noch Kaiserliche in Lippe. Gegen die Truppen des Königs Christian von Dänemark führte Tilly Verstärkungen heran, so daß im Juni und Juli „der ganze Haufen der Tillyschen Armada" in Lippe versammelt war. Übergriffe mehrten sich, wobei sich besonders die in Pyrmont liegenden Truppen hervortaten.
Am 7. Juli fielen sie über Schieder her und nahmen 45 Rinder mit. Eine Woche später raubten sie den Hiddenhausern die Pferde und trieben die Einwohner bis in die Blomberger Feldmark. „Die Landstraßen, so führen den reisenden Wandersmann gen Hameln und ins Land Braunschweig, sind nicht sicher, ihr viaticum (Lebensmittel), Gold, Silber, Kleider, Schue, und was sie tragen, wird ihnen abgenommen. Also auch die, so in Holz und Felder ihre Nahrung und Arbeit treiben, werden auch angegriffen, das ihrige und was sie bey sich haben an Instrumenten und anders, das wird weggenommen, dazu greulich und tyrannisch geschlagen und übel tractiret, daß sich fast Niemand aufm Acker, Wiese, Weyde, Holzung, Wege und Stege wagen darf. Das Vieh muste die schöne Sommerzeit aufm Stalle erhalten werden, ist aber ein erbärmlicher Zustand bey den armen Leuten, so ihre Nahrung also suchen müssen" (Piderit). Im September erschienen die Räuber dreimal in Schieder und in der Umgebung. Früh am 20. fielen sie über die Dienstleute her, die auf dem Felde pflügten, nahmen ihnen sechs Pferde fort und verfolgten die andern bis in die Stadt Blomberg. Gegen Mittag tauchten sie in Schieder vor dem Hofe auf. Die dort liegenden Blomberger Schützen, 12 an der Zahl, konnten gegen die Übermacht nichts ausrichten und retteten kaum ihr nacktes Leben. Küche und Keller wurden geleert, alle Vorräte auf den Pferden davongeführt. Hätte sich der Amtmann nicht versteckt, wäre es ihm schlecht ergangen. Der Stammhof und der Noltehof wurden am gleichen Tage ausgeräubert.
Als sich die Überfälle am 21. und 23. September wiederholten, verordneten die Grafen eine Kompanie Schützen aus Lemgo und Salzuflen nach Schieder. Für alle Fälle schaffte ein Geleit die Kornvorräte nach Blomberg.
Ritterschaft und Städte stellten nunmehr eine verstärkte Grenzwache auf, zu der auch Tilly 80 Soldaten schickte. Die Schützen von Hörn lagen in Schwalenberg.
Im Oktober rückten Spanier und andere Völker ins Amt Blomberg ein. Wöbbel hatte drei Fahnen zu unterhalten, Belle ebenfalls drei und Billerbeck zwei (ein Fähnlein gleich vierhundert Mann). Im März 1626 quartierte sich das kaiserliche Regiment Lindlor, aus Wulfhagen in Hessen kommend, in Hörn und Blom­berg ein, marschierte nach Osnabrück, wurde dort vom Herzog von Weimar erschreckt und flutete durch Lippe zurück.
Am 4. April rückte Herzog Christian von Braunschweig über die Weser und forderte von Ärzen aus 4000 Pfund Brot, 5000 Himten Hafer und 50 Faß Bier, die die Lipper hinschafften.
Am 5. April plünderten die Braunschweiger den Paderborner Amtshof zu Schwalenberg und den Jesuiten­teil des Klosters Falkenhagen, zogen dann weiter ins Stift Paderborn.
Ihnen folgten am 9. April Soldaten des Königs von Dänemark über Schwalenberg nach Sommersell, fanden den Feind dort aber zu stark und kehrten über Blomberg und Hiddenhausen auf Braunschweiger Gebiet zurück. Das kaiserliche Regiment des Obersten Cortebach, bestehend aus 60 Offizieren, 1345 Reitern, Weibern, Huren, Jungen und 1549 Pferden lag vom 16. April ab für 6 Tage in Blomberg. Diese Einquar­tierung kostete Blomberg 2277 Taler, 28 Groschen, 104 Molt und 2Vä Scheffel Hafer, jeder Molt zu 6 Talern und für 100 Taler Heu und Stroh. Graf Otto hatte dazu große Fuder Heu aus Schieder nach Blomberg fahren lassen.
In einem seiner letzten Berichte schreibt Piderit über den Aufenthalt des kaiserlichen Regiments Asseburg in Billerbeck, Belle, Tintrup und den Höfen um Herrentrup, auch wie die Soldaten dort Kisten und Kästen ausplünderten, alles Vieh forttrieben und den armen Leuten kein Korn auf dem Boden übrig ließen. Er schließt seine Schilderung mit einem Satz, der sicher nicht nur dem Regiment von Asseburg galt: „Also hielt Asseburg Haus in der Grafschaft Lippe. Gott wird es richten zu seiner Zeit."
Etwa zu der Zeit, als Piderit seine Chronik beendete, wurde Schieder an Bernd von Ofen verpachtet. Die Jahre in Schieder haben ihm nicht viel Freude gebracht. Immer wieder mußte er vorm Gogericht klagen, weil die Dienstleute nicht zur Arbeit erschienen. Entweder hatten ihnen die Soldaten alle Pferde weg­genommen oder sie hatten in die Wälder flüchten müssen.
Als 1630 ein Sturm über den Hof hinwegbrauste und die Dächer zerstörte, schrieb der Pächter ganz verzagt an den  Kammerschreiber zu  Brake, er wüßte nicht, wie der Schaden bei dieser Zeit behoben werden könnte.

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