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Müllermeister Hans Schlüter baute ein Gewächshaus, in dem die klimaempfindlichen Pflanzen im Winter untergebracht wurden. Rings um das Schloß lief der Wassergraben, dessen Reste die heutige Gräfte ist. Wollte die Herrschaft ausfahren, benutzte sie die nach Norden über den Graben führende Zugbrücke. 1704/05 wurde die Lindenallee angelegt. Für 260 Lindenbäume, welche „hier zu Schieder in einer Allee sind gepflanzt", bezahlte der Amtsschreiber am 29. April 1705 = 41 Taler.
1709/10 „Maurermeister Falcken, welcher die große steinerne Brüggen gemacht über den hiesigen Emmer-fluß und dens. zum Verding geben 450 Thlr, dem Steinbrecher zu Sandebeck vor die Gesimssteine uf die Emmerbrüggen und dies, von da herzuführen 24 Thlr 15 Gr". Auch während des Schloßbaus gingen die Visiten der benachbarten Häuser weiter. Man nahm mit dem Kruge vorlieb, wo zum Beispiel die Waldecksche und die Brakesche Herrschaft am 16. Juni 1704 mittags speiste. Falckmann erhielt für das Essen 15 Taler 3 Groschen 3 Pfennig. Nach der Vollendung des Schlosses mehrten sich die Besuche, wobei öfter eine Brunnenkur als Grund angegeben wird. Im Juli 1706 war es die Gräfinmutter Sophia mit der Frau Copmeyersehen, im Juni 1708 die Frau Gräfin von Schaumburg mit ihrer Schwester, welche „hier" den Brunnen gebraucht. Die gute Wirkung des Nessenbergquells läßt sich daraus ablesen, daß in fünf Wochen des letzten Aufenthalts „16 Ries 18 Buch Küchenpapier, welches bei der Brunnenkur gebraucht", für 8 Taler gekauft wurden. Für die Amtsrechnung brachte jeder Besuch empfind­liche Ausgaben mit sich. „Als den 31. Mai bis den 13. Juli 1709 die Fürstin von der Lippe mit der Gräfin Tochter und der Gräfin von Hohenlohc allhier den Brunnen gebraucht und die Herrschaft von Alverdissen und Perleburg die visiten gegeben", erforderte der Unterhalt des Hofes 269 Taler 3 Groschen. Verbraucht wurden in dieser Zeit ein grüner Lachs, 1314 Pfund Rindfleisch, 31 Kälber, 193 junge Hühner, 5 Lämmer, 4 Spanferkel, 5 Maß Branntwein, 35 Tonnen Brühe (Leichtbier), für 67 Taler Gewürz, viel Schreib- und Küchenpapier und 3 Fuder Hafer.
Wasserfahrten auf der Emmer en miniature ergänzten das höfische Leben. Der Holländer von Detmold erhielt am 4. April 1709 = 54 Taler 29 Groschen für ein Schiff, das er allhier auf der Emmer verfertigt.

Ziegelei, Hammer und Köhlerei
Die Ziegelei
Simon V. ließ 1523 einen im Ziegelbrennen erfahrenen Mönch aus Falkenhagen kommen, unter dessen Leitung die ersten Ziegeleien in Lippe entstanden. Seit 1583 soll auch in Schieder ein Ziegelofen bestanden haben. Leider enthalten die Geldregister während des ganzen folgenden Jahrhunderts keinen Hinweis darauf. Auch beim Bau des Palais 1673/76 ist nur ein Ziegelmeister Johann Plöger aus Blomberg einige Male wegen gekaufter Steine aufgeführt.
Wie späterhin wird der Betrieb auch schon in der ersten Zeit öfter eingestellt worden sein, wenn die Ton­funde erschöpft waren. Hinweise auf Tongruben findet man beim ehemaligen Ellernteich (Kolonat Höwing), auf dem Trockenen Anger gegenüber dem Lindenhof, der Pension Waldesruh sowie dahinter in den Pferde­kämpen.
Ostern 1704 wurde die Ziegelei für jährlich 25 Taler an einen Ziegelmeister verpachtet. Es wird sich um Johann Friedrich Bauermeyer, auch Burmeyer, Burmeister oder Bauermeister genannt, gehandelt haben. Seine Frau war eine Anna Margarete Mahlmann. Die letzte Nachricht von dieser Familie berichtet über einen Unglücksfall am 22. Juli 1738, bei dem der 40jährige Henrich Hermann Bauermeister, der 56jährige Johann Jobst Bauermeister und der 38jährige Johann Hermann Schröder umkamen. In einer Kirchenbuch­anmerkung heißt es dazu: „diese drey Ziegel Meister gesellen sind den 22. Juli in der Leimen grübe mit Erde bedeckt und ersticket, auch zusamrnt auf oberkeitliche Verordnunge begraben." Als nächster Meister wird zwischen 1782 und 1787 Georg Wilhelm Plöger genannt.
Der folgende Pächter stammte von Siebenhöfen wie der vorletzte Noltemeyer und scheint dessen Ver­wandter gewesen zu sein. Dieser Johann Hermann Gerlach Niederbracht (Ehefrau Wilhelmine Peitmann aus Achum bei Bückeburg), muß nach dem Bericht der Teilungskommission die Ziegelei seit 1786 betrieben haben. Das Kirchenbuch nennt ihn zuletzt 1801. 1839 heiratete der Ziegler und Einlieger Friedrich Vogt aus Fissenknick die Wilhelmine Tiemann. Seit 1844 wird Vogt als Ziegelmeister, seit 1846 als Ziegeleipächter bezeichnet. 1900 ging der Ziegelofen ein. Am 29. Juni 1900 wurde das Eigentum des Ziegeleipächters Friedrich Tiemann zu  Schieder auf den Tischler Wilhelm Tiemann überschrieben. Einen Teil  des Ziegeleigeländes erwarb Wilhelm Beckmeier von der Rentkammer und erbaute darauf die Skidrioburg.

Der Hammer
Schir und der Eysehammer
Ausschnitt aus der Karte des Bistums Paderborn von Gigas um 1620. Die letzte Erinnerung an den Schiederschen Hammer hat sich seit 1930 verflüchtigt, als die Gemeindever­tretung den Weg vom Deutschen Haus bis zur Papiermühle, der bis dahin „Hammer" hieß, in „Niesetal" umtaufte.
Schir und der Eysehammer
Ausschnitt aus der Karte des Bistums Paderborn von Gigas um 1620
Der Hammer war eine Eisengießerei, die oberhalb der Papiermühle gelegen hat. Wie die Ziegelei und die 1591 neu aufgebaute Glashütte sollte auch sie helfen, die gewaltige Schuldenlast Simons VI. zu tilgen. 1595 heißt es einmal, der Graf sei „nach der Schmelzhütten gezogen". Nach mehreren unrentablen Versuchen hat man den Hammer 1606 wieder erneuert, wozu 40 Handdienste aus Blomberg angefordert wurden. 8 Fuder Dellen (Dielenbretter) kamen aus Sägemühlen in österholz und Detmold. 1609 entstand ein neues Gebäude und eine neue Hütte für den Stahlkump. Die letzte Nachricht stammt aus der Zeit Simons des Jüngeren (1613-1627). Ein Herbolt Bilstein hatte den Hammer besichtigt und festgestellt, daß der eine Zeitlang nicht gebraucht und „also dadurch in mereklichen abgangk und verderben gerathen". Trotzdem ersuchte er den Grafen, ihm das Werk meierstättisch zu überlassen. Er wolle einen neuen Hammer bauen und diesen mit seinen eigenen Karren besorgen. Der Graf möchte ihm nur das Bau- und Kohlenholz „um die Billigkeit" überlassen.
Die Hauptschwierigkeit für den Betrieb lag in der Beschaffung des Eisenerzes. In Lippe gab es keine Vor­kommen. Das nächste lag in der Grafschaft Rietberg, mit der Lippe bei Oerlinghausen eine gemeinsame Grenze hatte. Die Grafschaft Rietberg war früher einmal lippisch gewesen. Der Weg bis dahin betrug 6-7 deutsche Meilen (etwa 60 km). Holz dagegen war hier billig, und die Niese lieferte die Wasserkraft, nachdem eine Umflut gegraben war. Anschlag des Hammers zu Schieder von 1612:
Auf beiden Schmiedeherden je Woche 4 Karren Eisen geschmiedet kostet jeder Karren zu kaufen 12 Taler = 48 Taler,
Fuhrlohn bis auf den Hammer 6 oder 7 Meilen Weges =10 Taler, 4 Fuder Kohlen für die 4 Karren a. 20-24 Groschen = 6 Taler 6 Groschen, Fuhrlohn für Kohlen je Fuder 6-8 Groschen = 2 Taler 2 Groschen, Schmiedelohn je Karre 1 Taler 1 Ort = 5 Taler, 1 Pfund Fett für Wellen und Zapfen = 4 Groschen, von jeder Karre Eisen werden 7V« Wagen und 20 Pfund Stabeisen geschmiedet, macht von 4 Karren = 3OV2 Wagen und 20 Pfund Stabeisen, die 20 Pfund werden zu Zapfen an den Wellen, Hülsen, Büchsen u. a. wöchentlich ver­braucht werden, 30V2 Wagen verkauft a 3 Taler = 91V2 Taler, abgezogen die vorstehenden Unkosten = 20 Taler 7 Groschen Überschuß, in 52 Wochen = 1049 Taler 13 Groschen Überschuß. Anmerkung dazu:   „Es müßte  in   der Grafschaft verboten  werden,  fremdes Eisen zu kaufen."

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