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Personenverkehr und Wanderarbeiter
Der Personenverkehr auf dem Bahnhof Schieder entwickelte sich in dem Maße, wie der wirtschaftliche Aufschwung sich in den deutschen Landen vollzog, also das Reisen zu einer beruflichen Notwendigkeit und Ausdruck gestiegenen Lebensstandards wurde. Der Bahnhof erlebte seinen Höhepunkt zweifellos am 15. August 1875, als der deutsche Kaiser mit großer Begleitung zur Einweihung des Hermannsdenkmals im Sonderzug in Schieder eintraf und dort vom lippischen Fürsten unter dem Jubel der Massen begrüßt wurde. Dazu ein im Lippischen Regierungs- und Anzeigenblatt zu lesendes Ereignis: „Auf dem Bahnhof in Schieder ereignete sich eine erschütternde Szene. Eine in schwarz gekleidete Frau stürzte weinend vor den Füßen Seiner Majestät nieder und überreichte ein Gnadengesuch, welches der Kaiser huldvollst ent­gegennahm. Aber der brausende Jubelruf ließ diesen Zwischenfall fast unbemerkt vorübergehen." Der Personenverkehr steigerte sich seit Beginn dieses Jahrhunderts durch die lebhaften Bemühungen Schiederscher Bürger, ihren Ort zu einem Fremdenverkehrsort zu entwickeln.
Aus dem ersten halben Jahrhundert des Personenverkehrs auf dem Schiederschen Bahnhof ist auch der lippische Wanderarbeiter nicht wegzudenken. Wenn die ersten Strahlen der Frühlingssonne auf dem Lande lagen, dann begann das große Rüsten in den Dörfern des Lippischen Südostens. Die charakteristi­schen Holzkoffer der Ziegler und Maurer, gefüllt mit Speck, Schinken und sonstigen Dingen der Lebens­notdurft, wurden auf Handwagen und zweirädrigen Karren zum Bahnhof gebracht.
Einige Tage später ging der Mann selbst zum Bahnhofe, um für Monate, im allgemeinen bis zum späten Herbst, auf Ziegeleien und Baustellen in den verschiedenen Teilen Deutschlands, besonders aber im Ruhr­gebiet, zu arbeiten. Zurück blieben Frau und Kinder, denen die Sorge um Garten, Feld und Vieh oblag. Die Heimatliebe der lippischen Wanderarbeiter ist oft gelobt worden und so fand sich selten einer bereit, seinen Wohnsitz an die Stätte seiner Arbeit, „in die Fremde", zu verlegen. Um so stärker wurde die Stunde der Rückkehr in die Heimat erwartet. Die Trennung von Familie und Heimat hatte erst ein Ende, wenn der Vater und Ernährer den Zug in Schieder verließ, wo ihn seine Angehörigen erwarteten. Der Zieglerdichtcr Friedrich Wienke aus Brakelsiek, an den in Schieder die Friedrich-Wienke-Straße erinnert, hat in seinen Liedern oft der Ankunft auf dem Bahnhof in Schieder und in seinem Dorfe gedacht. Er, der meist platt­deutsch schrieb, kleidete seine Empfindungen über die Rückkehr in sein Heimatdorf in folgende Worte: „Mit den Pucken uppen Nacken, mit den Gelle in de Jacken kümmt de lippske Tichlersmann niu in suinen Dörpe an." Wenn Friedrich Wienke und seine Schicksalsgefährten aus Schieder, Brakelsiek und Schwalenberg in Schieder ankamen, dann hatte die Heimat sie wieder.
Die Verkehrsentwicklung des Bahnhofs Schieder in den letzten Jahrzehnten ist das Spiegelbild der all­gemeinen wirtschaftlichen Entwicklung. Der zunehmende Individualverkehr konnte nicht ohne Einfluß auf den Personenverkehr bleiben. Die Eisenbahn hat sich aber bemüht, ihre Verpflichtungen gegenüber der reisenden Bevölkerung zu erfüllen, denn gegenüber drei Reisezügen nach beiden Richtungen im Jahre 1872 sind es 1964 insgesamt vierzehn. Auch auf den Güterverkehr ist die Motorisierung nicht ohne Einfluß geblieben, besonders auf den Stückgutverkehr. Empfindliche Güter wie Möbel suchen den Weg nach auswärts im Rahmen des Werkfernverkehrs. Die Holzverladungen mit der Eisenbahn verminderten sich in dem Maße, in dem die aufblühende heimische Industrie die Verwertung des in den heimischen Wäldern anfallenden Holzes ermöglichte. Von erheblicher Bedeutung ist der Durchgangsverkehr.
Auch im Verkehrsbereich ist der Wandel das Beständige in den Dingen. Der Bahnhof spielt nicht mehr die Rolle im Leben der Bewohner Schieders, seit die zahlreichen Omnibusverbindungen, nicht zuletzt der Eisenbahn selbst, vom Ortsmittelpunkt aus in alle Richtungen führen. Es ist im wesentlichen der Fern­reiseverkehr, der die Menschen noch den Weg zum Bahnhof finden läßt. Die Entwicklung läßt hier hof­fen, daß unserem Bahnhof noch eine Zukunft beschieden ist.
Ziegler und Zieglerdichter Friedrich Wienke
Am 20. September 1863 in Brakelsiek geboren, gestorben am 17. Februar 1930 in Schieder, wo er seine letzten Lebensjahre bei seiner Tochter Auguste, verheiratete Höwing, verbrachte.
Schieder und seine Post
Unter Thurn und Taxis und Preußen
Verkehrsunternehmen wie Eisenbahn und Post werden gegründet, wenn ein ausreichendes Verkehrsauf­kommen und damit die Wirtschaftlichkeit gesichert ist. Kein Unternehmer wird sich zu ihrer Gründung entschließen, wenn die Unwirtschaftlichkeit von vornherein feststeht. Volkswirtschaftliche, politische und strategische Gründe haben natürlich oft zur verkehrsmäßigen Erschließung auch solcher Gebiete mit Hilfe öffentlicher Mittel geführt, die von sich aus nicht die wirtschaftlichen Voraussetzungen erfüllten. Andern­falls konnten sie mit dieser Erschließung nur rechnen, wenn sie das Glück hatten, auf Grund ihrer geogra­phischen Lage von den großen Verkehrslinien durchzogen zu werden. Schieder jedenfalls hätte zu Anfang der siebziger Jahre nicht als erster und für ein Jahrzehnt einziger Ort in Lippe einen Bahnhof erhalten, wenn sich nicht die Notwendigkeit ergeben hätte, weiten Gebieten Norddeutschlands durch den Bau der Eisenbahnlinie Hannover—Altenbeken Anschluß an die Eisenbahnen nach Höxter, Kassel und Dortmund zu verschaffen.
Wie mit der Eisenbahn, so auch mit der Post. Der Reichs-Erb-Generalpostmeister Fürst von Thurn und Taxis hatte bereits im 16. Jahrhundert die Haupthandelsplätze im damaligen Deutschland durch gerade Postkurslinien verbunden. Es war aber kaum möglich, seitwärts dieser Linien Postverbindungen herzustel­len, weil die Landesfürsten bestrebt waren, eigene Posten einzurichten.
Lippe hat hier, wohl mit Rücksicht auf die geringe Ausdehnung seines Staatsgebietes, eine Ausnahme gemacht, denn im Jahre 1631 wurde in Detmold der erste Thurn- und Taxissche Postmeister angestellt. In der Folge finden wir in Lippe Taxissche, Kurhessische, Preußische, Westfälische und Reichsposten. Eine Berei­nigung der Postverhältnisse erfolgte in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, als Lippe mit Taxis und Preußen Postverträge abschloß. Der Fürst von Thurn und Taxis erhielt 1807 die Würde und das Amt eines Lippischen Erblandpostmeisters, 1816 erhielt er dieses Amt auch in Kurhessen.

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