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Die Kommission hatte folgende Flurbezirke als zur Ansiedlung besonders geeignet empfohlen: den Hammer- und Ölberg im südlichen Teil, den Schweibusch von den Ellern ab in Richtung Brakelsiek, den Trockenen Anger, die Moseshütte beim Fischanger und das Land unterhalb der Glashütte. Im Februar 1789 wandte sich Johann Henrich Brüggemann mit einer Bittschrift an den Reichsgrafen Wil­helm Leopold und ersuchte darin um Überlassung eines Baumhofs oberhalb seines Gartens und um eine Wiese in den Pferdekämpen oder sonstwo. Andere Einwohner schlössen sich mit ähnlichen Gesuchen an. Es entstand in Detmold deswegen eine umfangreiche Akte mit dem Titel „Wegen der von Johann Henrich Brüggemann et Consorten in Schieder nachgesuchten Ausweisung und Verlängerung des Dorfes Schieder 1789 seq. 1823".
Im Februar 1790 fand eine Besichtigung des von Brüggemann verlangten Platzes in Gegenwart des Ober­försters Maertens und des Meiereiverwalters Meyer statt. Taxator Vorsteher Eggert aus Brakelsiek schätzte die Größe auf eine Scheffelsaat. Während nun Maertens erklärte, die Forst könne den Platz entbehren, protestierte Meyer gegen die Ausweisung. Am Bach entlang führte damals der Ernteweg nach der Mühlen­breite, der gleichzeitig als Schaftrift diente. Nach Meinung des Verwalters konnte die Meierei gerade auf diesen Platz unmöglich verzichten, auch habe Brüggemann Gartenland genug (5 Metzen = 5/8 Scheffel­saat), und die meisten Schiederschen Eingesessenen hätten auch keine Baumhöfe. Bei der nachfolgenden Begehung der Pferdekämpe wurde das Spiel mit umgekehrten Rollen fortgesetzt. Hier hielt Maertens eine Ausweisung der Forst abträglich, wies Brüggemann aber auf eine Wiese beim Fischanger hin. Dazu sagte Meyer, der Fischanger sei unentbehrlich, die Pferdekämpe könnten eher aus der Hude abgegeben werden. Im Juli 1790 reiste der Kammerkommissar Kleine nach Schieder. 4 Tage lang besichtigte er alle zum Anbau vorgesehenen Plätze. In einem 14seitigen Bericht führte er die Gründe an, nach denen weder der Platz am Bach noch etwas aus den Pferdekämpen noch etwas vom Fischanger hergegeben werden könnte, ohne der Forst und der Meierei zu schaden.
Ein Jahr später erschienen außer Kleine der Regierungsrat Helwing und der Kammerregistrator Wasserfall zu einem neuen Lokaltermin. Danach entschied die Regierung, Brüggemann nur einen kleinen Teil zum Baumhof zuzuweisen, wegen der Hude aber kein Stück aus den Pferdekämpen herauszunehmen. Gleichsam zum Trost auch für die übrigen Bewerber setzte sie hinzu, es könnten 4 Stätten zur Erweiterung des Dorfes angelegt werden, wenn der zum Krug gehörige Schweikamp (Waldvogtskamp) von der Kammer angekauft würde.
Brüggemann verzichtete vor dem Amt auf den Baumhof, weil er ihm zu klein sei und er deswegen nicht auch noch seine Hecke durchbrechen könne. Der in Aussicht gestellte Waldvogtskamp wurde 1805 von Maertens in Erbpacht erworben.
Ein einziger hatte bei dieser Aktion Erfolg, der Tagelöhner auf der Meierei Ferdinand Brüggemann Nr. 61. Ihm wurde 1792 ein Bauplatz auf dem sogenannten Brink zugewiesen. Der Platz zog sich durch den Bach­grund bis an die Mühlenbreite. Dort standen 3 alte und 10 junge Eichen, einige Ellern und Hainbuchen­gebüsch. Brüggemann mußte also den Platz zunächst abholzen. Fast hätte es wegen des Grundstücks noch einen Prozeß mit Wegener gegeben, der hierher einen Fahrweg zum Düngen nach seinem Kampe bean­spruchte.
Der Neubauer Brüggemann durfte wegen der Nähe der Mühlenbreite kein Kleinvieh halten und hatte seine Mistkuhle so anzulegen, daß Jauche weder in den Forellenbach noch in die Meiereiteiche fließen konnte. Das 1799 fertiggestellte Haus erhielt die Nr. 64 und wurde zu 175 Talern im Brandkataster eingetragen. Für den 79 Quadratruten großen Platz (80 Quadratruten = eine Scheffelsaat) hatte B. jährliche 2 Taler 9 Groschen zu zahlen, bei dem damaligen Tagelohn von 6 Groschen 13V2 Tagelöhne. Im übrigen war er kontributionsfrei, weil sein Haus auf herrschaftlichem Grunde erbaut war.
Die Ehefrau Catharina Brüggemann starb 1799 im Alter von 34 Jahren an Brustkrankheit, der Ehemann 5 Jahre später als 45jähriger an Auszehrung. Die Stätte, seit 1829 Nr. 16, ging später an die Familie Cas-pari über.
Der Anbau im Öl- und Hammerberge erledigte sich zwischen 1790 und 1792. Eine Besichtigung durch Helwing und Kleine am 20. Mai 1791 endete mit dem Vorschlag, oberhalb der Papiermühle und des Metzgers Fischer 2 Stätten auszuweisen: erstens für einen Schuster, da hier keiner ist, zweitens für einen Schulmeister, wenn einer in Schieder angesetzt werden sollte.
Die Ausmessung erfolgte durch Oberförster Paulsen, der seit der Vorbereitung der Ämterteilung von Hemeringen nach Schieder berufen war und um 1794 nach Biesterfeld ging. Die Grundstücke waren jedes IV2 Scheffelsaat groß. Während sich 1791 der Meiereischäfer Lange und Einlieger Stammeyer als Baulustige meldeten, berichtete das Amt im Jahre darauf, Lange habe sich in Brakelsiek angebaut, Stammeyer besitze kein Geld zum Bauen.
Wegen der Anlegung eines Dorfes unterhalb Glashütte schlugen Paulsen und Maertens das Klever Holz vor. Sie dachten dabei daran, daß die neuen Kolonisten das von der Glashütte nicht verbrauchte Holz abnehmen sollten und ein dort angesetzter Holzknecht den Wald vor den Lügder Holzdieben schützen könnte. Nach­her ergaben sich jedoch wieder Bedenken. Angeblich befürchtete man, daß die Neubauern im Kleve nicht existieren könnten und sich dort in der Nähe der Grenze „der schönste Aufenthalt für Spitzbuben" ergeben und „nicht leicht ein ehrlicher Mann hinbauen" würde. Als dann noch die Meierei einwandte, das Vieh müsse ins Klever Holz getrieben werden, wenn die Emmer bei jedem Hochwasser die Weiden ver­schlammt habe, ließ man 1791 den Plan fallen.
Ein größeres Terrain, als Moseshütte und Hasselplecken bezeichnet, war zwischen dem Fischanger, der Krummen Wiese, dem Hasselbach und dem Pyrmonter Wege vorgesehen.
Der Anfang sollte mit 8 neuen Stätten auf der Moseshütte gemacht werden. 1792 meldeten sich als Bewer­ber Einwohner aus Eschenbruch, aus Hagen bei Pyrmont, weiter ein pensionierter Soldat aus Pyrmont und ein Niederbrachtssohn aus Siebenhöfen. 1796, als der Plan schon zu den Akten gelegt war, ging in Detmold noch ein Gesuch der Brüder Mundhenke aus Hagen ein, in dem sie den Fürsten baten, „sie als Kolonisten auf der Moseshütte anzunehmen". In Hagen hatten sie so schlechtes Land, daß sie nicht einmal das Saatkorn ernteten.
Gegen den Plan „Moseshütte" kamen nicht nur Proteste von der Forst und der Meierei, auch aus der Bevölkerung erhoben sich Einwände. Die Brakelsieker als langjährige Pächter des Schweinebruchs und der Spitzen Wiese fürchteten um ihr Heu. Durch den Schwalenberger Amtmann ließen sie auch vorbringen, die Kolonisten würden sie als Tagelöhner von der Meierei verdrängen.
Darauf setzte sich Amtsrat Wippermann dafür ein, Brakelsieker auf der Moseshütte anzusiedeln und „Aus­länder" überhaupt nur zuzulassen, wenn sie Geld hätten. Wippermanns Ausführungen zu der Siedlungsfrage klingen ein wenig rätselhaft:
„Das Land hat mehrere Bevölkerung nicht zu wünschen, indem jede Übervölkerung schadet. Es ist eher übervölkert als zu wenig bevölkert. Die Ursache des preußischen Bevölkerungssystems, Menschenvorrat fürs Militär und Vermehrung der Konsumtions-accise, tritt nicht ein ... Das Auswandern nach Holland kann gleichsam als Barometer angesehen werden. Im hiesigen Amt geht bloß nach Holland, was hier keine Arbeit findet, sobald er aber Erwerb findet, wandert er nicht weiter fort. Überhaupt kommt es darauf an, ob das Land seine Leute ernähren kann oder nicht..." Den Ausschlag gaben die Forstbeamten, als sie der Kammer nachwiesen, daß die Besiedlung einen Eichen­bestand vernichten würde, der in seinem letzten Teil erst 1824 schlagreif sei.
Hofkammerrat von Donop äußerte sich dazu 1796: „Flächen zum Anbau würden sich im Amt Schieder leicht finden lassen, jedoch der Mangel an Eichenholz spricht gegen die Ansetzung der Neuwohner. Häuser aus Buchenholz halten kaum 30 Jahre, Mangel an Brot, Kleidern und Geld ist leichter zu ersetzen als der des Eichenholzes."
1806 entschied die Regierung unter Kanzler Hoffmann, das Projekt sei bis zu einer günstigeren Zeit zurück­zustellen.

Unter der Fürstin Pauline
Seit dem Tode des Fürsten Leopold im Jahre 1802 führte seine Witwe, die Fürstin Pauline, die vormund­schaftliche Regierung für ihren Sohn. Für die Untertanen begann eine freundlichere Zeit. Früher unerreich­bare Siedlungswünsche erfüllten sich. Holzknecht Scheibach hatte 1796 vergeblich versucht, im Fischanger auch nur eine Wiese zu bekommen. 1818 wies man dort Viet Wennemann einen Hausplatz mit ausreichen­dem Gartenland zu. Auf der Glashütte war der Bau eines Forsthauses bisher immer gescheitert. Waldschütz Limberg errichtete dort 1819 die Stätte Nr. 26. Es war das einzige Kolonat auf der Glashütte, das zur Bauerschaft Schieder zählte. In Schieder selbst entstanden zur Zeit der Fürstin Pauline 5 neue Stätten. Es mag sein, daß dieses günstigere Klima auf die Vorliebe der Fürstin gegenüber Schieder zurückging. Als sie 1796 ins Lipperland einzog, war ihr von den Dorfbewohnern beim Fischanger ein besonders freund­licher Empfang zuteil geworden. Seitdem hatte sie auch zu dem Amtmann Wippermann ein herzliches Verhältnis. Ihr großer Wunsch war es, in Schieder einmal ihren Lebensabend zu verbringen. Noch nach dem Tode der Fürstin Pauline im Jahre 1820 behielt Schieder eine bevorzugte Stellung, wie ein Siedlungs
bericht des Amts von 1860 erkennen läßt.
Die einzigen, die ihre Chance nicht genutzt hatten, waren die Glasmeister Becker. Die Fürstin hatte ihnen den Grund, auf dem die Hüttenhäuser standen, zum Kauf angeboten. Beckers konnten sich nicht entschließen. Als sie nach dem Tode der Regentin ihren Fehler ein­sahen, war es bereits zu spät. 1808 erhielt der Anerbe Friedrich Wendt von der Stätte Nr. 34 zu Belle die Genehmigung zum Hausbau. Es entstand 1808/09 die Nr. 65. Die Forst lieferte das zum Fachwerkbau nötige Holz. Baumeister war der Zimmermeister Ernst Meyer aus Belle. Die Stätte wurde 1867 von Büsener, 1868 von dem Einlieger Chri­stoph Wehnekämper erworben. Das Haus ist längst durch einen Neubau ersetzt. Zweiter Neubauer war der ebenfalls aus Belle stammende Maurer Carl Leveke. Die vom Zimmermeister Mateus errichtete Stätte Nr. 66 trägt im Türbalken das Datum vom 13. April 1810 und eine besonders schöne Inschrift:
„Alles muß verlassen werden,
nackend gehn wir von der Erden
in die öde Dunkelheit.
Was wir Guts verrichtet hatten,
folgt uns in die Ewigkeit,
wann das blasse Reich der Schatten
allen fremden Glanz zerstreut."
Das Kolonat umfaßte ein Wohnhaus und eine Leibzucht. 1866 wurde es von dem Schäfer Wilhelm Gödeke
erworben. Die Leibzucht ging 1896 in das Eigentum des Bahnarbeiters Heinrich Hampe über. 1814 berichtete Amtmann Mücke der Rentkammer, der Einlieger Johannes Tiemann von der Schiederschen Glashütte wolle sich zu Schieder anbauen. Einwände wurden weder von der Forst noch von der Meierei erhoben. Im Gegenteil befürwortete Oberförster Maertens das Gesuch des Tiemann, der bei ihm als Jägerbursche diente, und stellte ihn als fleißigen und arbeitsamen Menschen dar. Das neue Haus entstand neben der Ziegelei und erhielt die Nr. 67. Das Haus Nr. 68 erbaute sich 1816 der Schneider Friedrich Christian Moritz Hartmann aus Elbrinxen. 1859 stand es im Besitz des Untervogts Meinberg aus Wöbbel, der es 1869 an Ernst Tölle verkaufte. Ebenfalls 1816 entstand die Stätte Nr. 69 in den Ellern. Erbauer war der aus Elbrinxen stammende Schaf­meister Carl Lange. Die Familie konnte 1850 den Ellernteich von Maertens zukaufen. Die Überschreibung der Stätte auf die Familie Höwing erfolgte 1876.
Die Zeichnung Maertens von 1816 hat die Ortschaft mit allen bis dahin entstandenen Kolonaten fest­gehalten. Die großen Felderbreiten der Meierei blieben von den Neusiedlungen fast unberührt. 2 Aus­nahmen waren das zum Krug gehörige Land (Buchstabe e) auf der Niesebreite und Maertens Hof (Buch­stabe c) auf den Langen Äckern. Um die Kolonate und die zugehörigen Grundstücke zu kennzeichnen, hat Maertens beide mit Buchstaben versehen.

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