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Der berichterstattende Oberpostinspektor Lingemann beantragte eine zweite nachgeordnete Beamtenkraft für Schieder. Die Oberpostdirektion bat ihn noch um Erörterungen darüber, ob in bestimmten, von ihr angeschnittenen Fällen eine Arbeitserleichterung möglich sei, was Lingemann verneinte. Am 4. Juli 1907 erhielt Mönnig den Bescheid, daß ein Bedürfnis für die Einrichtung einer Schreibhilfenstelle in Schieder nicht anerkannt werden könne.
Es ging in diesem Falle wie auch in früheren um Schreibhilfen gegen Vergütung. Jahrzehnte vorher hatten die Postverwalter junge Leute als Schreibhilfen ohne Vergütung angenommen. Die Postverwaltung war damit einverstanden und ordnete an, daß diese Hilfen nicht zu vereidigen, sondern nur durch Hand schlag zur Amtsverschwiegenheit und treuer Pflichterfüllung zu verpflichten waren. Im Juli 1873 trat der aus Brakelsiek stammende Hilkemeier als Schreibhilfe in Schieder ein. Postverwalter Dörger meldete am 17. Februar 1875 die Annahme des Hermann Hartmann, Sohn des Färbermeisters Hartmann in Barn-trup. Am 12. Januar 1881 reichte Heinrich Worthmann aus Siekholz ein Gesuch um Annahme als Schreib hilfe ein. Er hatte die Volksschule in Schieder bei dem Lehrer Voß, dann die Rektoratschule in Blomberg besucht und sich schon einige Monate bei dem Amtsgericht in Blomberg als Schreiber betätigt. Postver walter Kenter hatte das Gesuch wärmstens befürwortet. Er hatte, wie er der Oberpostdirektion mitteilte, den Vater Worthmanns, der Zimmermeister und Hausbesitzer war, darauf aufmerksam gemacht, daß sein Sohn einen schweren Beruf gewählt habe und im Falle der Annahme einige Jahre auf keine Unter stützung oder feste Vergütung rechnen könne. Wider Erwarten lehnte die Oberpostdirektion die Annahme ab mit der Begründung, daß Personen, die nur überzählig bei einem Postamt als Schreibhilfen angenom men werden sollten, nicht zugelassen seien. Überdies erfordere der Umfang der Geschäfte in Schieder keine Verstärkung der Arbeitskräfte. Dem Worthmann bleibe es überlassen, sich die notwendigen Kennt nisse zu erwerben, um sich später zur Annahme als Postgehilfe melden zu können.
Hinsichtlich der Möglichkeit, in Schieder Postgehilfinnen einzustellen, hatte Mönnig auf eine Verfügung der Oberpostdirektion vom 6. Februar 1899 geantwortet, daß in Schieder keine weiblichen Kräfte vor handen und gewillt seien, als Gehilfinnen Beschäftigung im Postdienst zu suchen. Der Dienst in Schieder sei so verzweigt und mannigfaltig, daß er bitte, ihm auch fernerhin nur Gehilfen zuzuweisen. Im Jahre 1912 erging eine erneute Verfügung, und Mönnig meldete seine Tochter Grete und 1914 seine Tochter Else zur Ausbildung als Gehilfin. In der Kriegszeit meldeten sich Ida Dose und Marie Lau. Letztere konnte wegen Krankheit nicht eingestellt werden. Ida Dose, damals 43 Jahre alt, war die Tochter des früheren Postexpediteurs und Holzhändlers Dose. Nach kurzer Tätigkeit verließ auch sie wieder den Dienst.
Das Bestell- und Expeditionspersonal
Im Jahre 1877 waren im Bestell- und Abfertigungsdienst des Postamts Schieder der Landbriefträger Hartmann mit einem Gehalt von jährlich 660,— Mark und der Privatunterbeamte Kochsmeier mit einem solchen von 537,— Mark tätig. Kochsmeier stammte aus Brakelsiek und war am 1. April 1873 in Schieder eingetreten. Er bat im Mai 1879 die Oberpostdirektion um Übertragung einer Stelle bei einem größeren Postamt, mußte aber erfahren, daß bei der Besetzung der Postschaffner-, Briefträger-, Hausdiener-, Paketträger- und Stadtpostbotenstellen zunächst Militäranwärter und dann Zivilanwärter in Frage kämen. Mit Ausnahme der Landbriefträgerstellen fänden sich für alle andern genügend Bewerber. Darauf bat Kochsmeier um die Stelle eines Landbriefträgers. Er wurde nun gefragt, ob er ab 1. 1. 1880 bereit sei, gegen Gewährung eines Tagegeldes von 1,30 Mark als ständiger Posthilfsbote in Delbrück bei Paderborn in Landbriefträgerdienste zu gehen. Er müsse dann eine Kaution von 300,— Mark, möglichst in vollem Betrage vor Antritt der Stelle, stellen. Die ständige Hilfsbotenstelle werde vielleicht schon einige Monate später in eine etatmäßige Landbriefträgerstelle umgewandelt. Kochsmeier lehnte ab mit der Begründung, daß er seit seiner Verheiratung nicht mehr den Wunsch habe, als Landbriefträger angestellt zu werden. Er bitte, ihn in seiner jetzigen Stelle zu belassen. Kochsmeier hatte bei seinem Diensteintritt eine Vergütung von 126 Rth. im Jahr erhalten, womit er aber nicht zufrieden war und sich daher mit dem Gedanken trug, den Postdienst zu verlassen. Das veranlaßte den Postverwalter Dörger, die Oberpostdirektion um Auf besserung zu ersuchen. Kochsmeier müsse der Post erhalten bleiben. Es bestehe in Schieder ein fürchterlicher Mangel an Arbeitskräften. Ein Arbeiter verdiene auf Tagelohn 17V2, 20, ja sogar 22'/ä Groschen und ein Privatunterbeamter müsse doch mindestens wie ein Arbeiter bezahlt werden. Wenn Kochsmeier den Dienst aufgäbe, dann sei kein Ersatz zu finden. Der Revisionsbeamte bemerkte in seinem Bericht vorn 9. Oktober 1874, daß der Postverwalter Dörger die Dinge richtig dargestellt habe. In Schieder, einem kleinen, von der Postexpedition am Bahnhof ziemlich abgelegenen Ort, seien Arbeitskräfte nur gegen hohe Löhne, bis 25 Groschen täglich, zu finden. Selbst an jüngeren, halberwachsenen Menschen sei Mangel. Die Forderung des Privatunterbeamten nach einer Vergütung von jährlich 180 Rth. sei im Hinblick auf die örtlichen Verhältnisse nicht zu hoch. Dem Postverwalter in Schieder sei eine Vergütung für die Unterhaltung eines Unterbeamten von 179 Rth. zu bewilligen, womit der unleidige Zustand, daß er, um einen ordentlichen Menschen zu halten, aus eigener Tasche zuschießen müsse, eine Ende bereitet werde. Die Postverwaltung hatte ein Einsehen und bewilligte dem Postverwalter eine jährliche Vergütung von 179 Rth. gleich 537,— Mark für Kochsmeier. Dieser erhielt jetzt statt einer Mark 1,50 Mark je Tag. Am 1. Februar 1886 wurde Kochsmeier Landbriefträger in Schieder.
Die unzureichende Entlohnung aller Postbediensteten ist immer wieder für die Männer in Schieder Grund gewesen, auf die Beschäftigung bei der Post zu verzichten. Sie gingen lieber auf Saisonarbeit als Maurer oder Ziegler „in die Fremde" und nahmen damit die Arbeitslosigkeit im Winter in Kauf, wenn nicht im Forst bei den Holzcinschlagarbeiten, auf der Domäne beim Korndreschen oder anderswo Verdienst zu finden war. Auch Postverwalter Mönnig hatte genug Anlaß, in seinen Berichten an die Oberpost direktion über den durch die geringe Entlohnung verursachten Mangel an Kräften bei der Post zu klagen. Im Jahre 1890 schrieb er ihr, daß für den abgelehnten Postillion Meier eine andere Kraft nicht hätte ermittelt werden  können. Die in Schieder wohnenden jungen Leute, welche für den Postdienst geeignet seien, gingen während des Sommerhalbjahres fast ohne Ausnahme nach auswärts auf Maurer- oder Zieglerarbeit, da der Verdienst weit höher sei. Die etwa wegen Krankheit zurückgebliebenen Männer seien nicht geeignet, auch fänden diese auf der Domäne, der Pappenfabrik und der Dampfsägerei noch reichlich Beschäftigung, so daß keiner die Stelle bei der Post für die ausgeworfene Vergütung annehmen werde. Handwerker als Nebenbeschäftigte seien auch nicht zu finden.
Unter diesen Umständen nimmt es nicht Wunder, daß sich die Postunterbeamten in Schieder nahezu voll ständig aus Bahnarbeitern, Postillionen und vor allem den Angehörigen der bereits im Postdienst Tätigen ergänzten. Es war aber nicht nur an die Ergänzung, sondern des wachsenden Verkehrs wegen auch an die Verstärkung des Personals zu denken. Die zur Prüfung der Personalverhältnisse nach Schieder entsandten Beamten der Oberpostdirektion haben ohne Ausnahme, gestützt auf umfangreiche Zahlenangaben über Verkehrsaufkommen und Beschäftigungsgrad jedes einzelnen Bediensteten, die Vermehrung des Personals gefordert. Dabei gewinnt man den Eindruck, daß hinsichtlich der Postdienstleistungen wie Zahl der Bestellungen und Dauer des Schalterdienstes des Guten wirklich zuviel getan wurde.
Zuerst versuchte man, den steigenden Verkehr durch Einstellung von Aushilfen zu bewältigen. Im Jahre 1881 wird zur Aushilfe bei der ersten Ortsbestellung der Bahnarbeiter Heinrich Bicker aus Schieder, geboren in Wöbbel, angenommen. Er konnte nach dem Zeugnis des Postverwalters Kenter Gedrucktes und Geschriebenes lesen, besaß genügende Sicherheit in der Beherrschung der vier einfachen Rechenarten, war als einziger Ernährer seiner Mutter vom Militärdienst befreit, hatte keine Schulden und konnte auf einen einwandfreien sittlichen und moralischen Lebenswandel verweisen. Bei der Eisenbahn hatte er einen Tagelohn von 1,50 Mark gehabt. Als nichtständiger Posthilfsbote wurde 1883 Karl Hartmann, Sohn des in Schieder tätigen Landbriefträgers Hartmann, mit einer Jahresvergütung von 365,— Mark eingestellt. Er brachte es in Schieder bis zum Oberbriefträger. 1924 in den Ruhestand versetzt, verstarb er im Jahre 1929. Der Postillion Ritterbusch wurde 1886 Privatunterbeamter mit einer Jahresvergütung von 600,— Mark, wovon er aber noch seine Dienstkleidung zu beschaffen hatte. Der Privatunterbeamte Müller aus Schieder, Nachfolger des Landbriefträgers Hartmann, erhielt ab 1. Januar 1887 eine jährliche Ver gütung von 540,— Mark zuzüglich 30,— Mark Zuschuß zur Kleiderkasse. Nach dem Rapport des Post amts für das Jahr 1895 waren in diesem Jahr fünf Unterbeamte einschließlich des bei der Postagentur Brakelsiek tätigen im Dienst, die Landbriefträger Hartmann und Müller I, der Postbote Müller II und die nichtständigen Posthilfsboten Tölke und Müller III. Im Jahre 1900 sind es weiterhin fünf Unterbeamte, davon zwei etatmäßige. Letztere sind die Landbriefträger Hartmann mit 1240,— und Tölke mit 835,— Mark Gehalt, der nichtständige Posthilfsbote Müller  III bekam 1,90, Krumsiek und Krusebecker je 1,80 Mark Tagegeld. Um zu diesen Vergütungssätzen zu kommen, bedurfte es umfangreicher Begrün dungen mit anschließendem Tauziehen zwischen Postverwalter, Prüfungsbeamten und Oberpostdirektion. Die Postverwaltung fand im Jahre 1907 die Zahl der Unterbeamten zu hoch und erstrebte daher die Ein ziehung einer Stelle. Dabei kam ihr entgegen, daß bei dem Postamt Schieder ein Nachtwach- und Unfall meldedienst bestand, der von den Unterbeamten  im Wechsel  wahrgenommen  wurde. Der wachthabende Beamte hatte in den letzten Stunden seines Wachtdienstes die Diensträume zu reinigen und wurde dann am folgenden Nachmittag vier Stunden im Landbestelldienst eingesetzt. Postverwalter Mönnig wehrte sich mit guten Gründen gegen die Aufhebung dieses Dienstes. Vor allem begründete er die Aufrechterhaltung des Unfallmeldedienstes mit der Notwendigkeit, wegen Fehlens eines Arztes und einer Apotheke im Ort, Ärzte in Krankheitsfällen herbeirufen zu können. Das Postamt läge räumlich isoliert, erhebliche Wert-bestände seien zu sichern.
Nach längerem Hin und Her zwischen Postverwalter und Postverwaltung beauftragte diese den Min dener Oberpostinspektor Herbolz mit der Feststellung der Verhältnisse an Ort und Stelle. In seinem Bericht hielt er es für angängig, den Nachtwachdienst aufzuheben. Der Unfallmeldedienst stehe dem nicht entgegen, er werde wenig in Anspruch genommen und könne von dem im Wachtzimmer schlafenden Post gehilfen, notfalls von dem Postverwalter besorgt werden. Nach dessen Schlafzimmer sei eine Klingel leitung zu legen. Zur Sicherung der Wertbestände genüge eine Geldkiste, unterzubringen im Wachtzimmer bei dem Postgehilfen oder im Schlafzimmer des Postverwalters. Die Aufhebung des Nachtwachdienstes bringe so namhafte dauernde Ersparnisse, daß es die Verwaltung ruhig einmal in Kauf nehmen könne, wenn vielleicht alle 20 Jahre einmal ein Einbruch gelinge. Die Besorgnis des Post Verwalters wegen eines Einbruchs sei übertrieben, denn Einbrecher pflegten zu flüchten, wenn sie gestört würden. Hinsichtlich des Wegfalls der Nachmittagsbestellstunden des nachtwachhabenden Beamten schlug er vor, den täglichen zweiten Bestellgang nach Glashütte und Fischanger aufzuheben. Glashütte habe nur 122 Ein wohner, sei nur von Maurern und Zieglern bewohnt, von Handel und Industrie sei keine Rede. Es wohne da noch ein Förster, der häufig nachmittags einen Dienstbrief von der Oberförsterei erhalte, aber keinen Wert darauf lege, diesen noch nachmittags zu bekommen. Möglicherweise würde die Oberförsterei in Schieder oder die Forstdirektion in Detmold wegen des Wegfalls der zweiten täglichen Bestellung pro testieren, aber ein Förster könne keine Sonderstellung einnehmen. Nach Glashütte gingen im Durchschnitt nur 4,5 Briefe und Postkarten, dafür könne ein Landbriefträger nicht 4 Kilometer weit geschickt werden. Herbolz stellte dann noch weitere Betrachtungen über Einsparungsmöglichkeiten im Bestelldienst nach der Beller Feldmark, Lakehof, Wöbbel und Kuhbusch an.
Die Zurückziehung der Unterbeamtenstelle sollte nach Herbolz durch Versetzung des unverheirateten Postboten Hampe erfolgen, der bei seinen Eltern wohne. Der Postbote Höwing sei zwar auch unverheiratet, bewohne aber ein eigenes Haus und bilde mit seiner Mutter einen Hausstand. Die übrigen Beamten seien verheiratet und hätten eigene Häuser. Mönnig hatte seinen Widerstand gegen die Einziehung der Stelle längst aufgegeben und schlug vor, wegen Hampes schlechten Gesundheitszustands den Postboten Höwing ab 1. Januar 1910 zu versetzen. Zu dieser Versetzung ist es aber nicht gekommen, denn Hampe schied bald wegen seiner Krankheit aus. Heinrich Höwing blieb in Schieder.
Die Frage des Nachtwach- und Unfallmeldedienstes sollte aber noch ein Nachspiel haben. Im Juli 1911 hatte Mönnig der Oberpostdirektion gemeldet, daß es ihm nicht möglich gewesen sei, im Ort eine weib liche Person zur Ausbildung als Postgehilfin auf Vergütung zu finden. Nicht einheimische Personen kämen nicht in Frage, weil der Lebensunterhalt in Schieder wegen des Fremdenverkehrs verhältnismäßig teuer sei und die Gehilfin kaum eine Privatwohnung im Ort finden würde.

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