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Die Meierei als Pachthof
Pächter zwischen 1611 und 1748
Die Pachtakten über die Meierei Schieder beginnen erst mit dem Jahre 1778. Der Hof wurde jedoch schon 1611 zum ersten Mal verpachtet. Seitdem ist auch der Pächter als Konduktor (lateinisch conduetor = Mieter oder Pächter) bezeichnet worden.
Erster Konduktor war Tönies Wulf von Haxthausen zwischen 1611 und 1613. Die gesamte Wirtschafts­fläche der Meierei betrug 1611 = 1330 Morgen.
Von Haxthausen stammte in 5. Generation von Johann von Haxthausen ab, der samt seinen Brüdern 1485 zugunsten des Klosters Blomberg auf die Familiengüter um Schieder verzichtete. Es war dies die sogenannte protestantische weiße Abbenburger Haxthausenlinie. In frühen Zeiten stand das Adelsgeschlecht der v. H. als einer der 4 Edlen Mayer im Dienst des Hochstifts Paderborn. Begütert war es u. a. in Abben-burg, Thienhausen, Bökendorf, Bellersen, Vörden, Lippspringe, Küterbrok und Sandebeck. 1626 bis 1636 folgte als Pächter Bernd von Ofen, der mit der Hedwig Werpup verheiratet und 1649 in Entrup bei Lemgo ansässig war. Zu seiner Zeit maß die Wirtschaftsfläche 1545 Morgen, als Pachtgeld zahlte er 3576 Taler.
Von Ludolph Meyer, Bürger in Steinheim, Ehefrau Elisabeth Wiedemeier, ist nur das Antrittsjahr 1660 bekannt. Das Pachtgeld betrug 3600 Taler.
Zwischen 1672 und 1676 war Johann Gerhard Becker Konduktor, er zahlte 3100 Taler.
Beim Pächter Steuben (1710 genannt) betrug die Wirtschaftsfläche 1595 Morgen, das Pachtgeld 3926 Taler. Von 1722 bis 1734 hatte der Hof 2 Pächter, den Königlich Großbritannischen und Churfürstlich Braun­schweigischen und Lüneburgischen Kommissionsrat und Oberamtmann zu Calenberg Otto Ludwig Voigt und den mit dem gleichen langen Titel ausgestatteten Hofrat Ludolph Dietrich Hugo. Die beiden bewirt­schafteten die Meierei nicht selber, weshalb bis 1728 der Subkonduktor Führing (gestorben 1729), danach bis 1734 Führings Schwiegersohn Ernst Christoph Hillen als Pächterstell Vertreter erscheinen. Die Pacht­summe betrug 4000 Taler.
Zwischen 1734 und 1738 hatte Hillen selber gepachtet. Das Pachtgeld wurde auf 4450 Taler erhöht. Konduktor zwischen 1739 und 1748 war Heinrich Christoph Anton Ribbentrop, der vormalige Barntruper Amtmann. Unter den Pächtern ist er der erste nachweisbare Lipper. Sein Familienstamm geht auf den Hof Ribbentrup bei Schötmar zurück. Anton R. wurde in Laßbruch geboren, war nach der Schiederschen Pach­tung Amtmann in Brake, wo er 1753 starb. Mit seiner Frau Anna Magdalena Gcrminkhausen hatte er 12 Kinder, von denen 7 in Schieder geboren wurden.
Konduktor Falckmann
Johann Christoph Falckmann wurde 1710 in Blomberg geboren und ist dort 1763 gestorben. 1746 wird er als Konduktor in Brake genannt. Seine Schiedersche Pachtung lief von 1748 bis 1757.
Die Familiengeschichte der Falckmanns stand 150 Jahre im Zusammenhang mit Schieder. Stammvater war Jürgen Falckmann aus Ehrdissen, der 1650 die Hedwig Noltemeyer heiratete, worauf ihm 1651 der Meier­brief auf den Noltehof ausgestellt wurde. 1665 übernahm er den Krug und erhielt die Försterstelle über die Distrikte Winterberg und Großer Hainberg. Er starb 1673 in Schieder. Seine Frau wird 1698 noch als Krügersche zu Schieder bezeichnet. Jürgen Falckmann 1628—1673
1651 Erbmeier auf d. Noltehof 1665 Krüger zu Schieder_ Förster v. Winterberg und Hainberg CO   1650 Hedwig Noltemeyer — 1717 1673—1698 Krügerin Georg Christoph Falckmann 1660—1712 Waldvogt zu Blomberg 1698 Erbkrüger zu Schieder CO 1694 Doroth. Margar. Wasser­bach CO 1707 Anna Elisab. Runge Johann Joachim Falckmann geb. 1671
1698—1703 Krüger zu Schieder CO   1698 Elisabeth Rosemeyer, Oberför­sters Tochter zu Brakelsiek, später in Brakelsiek ansässig
Ferdinand 1698—1778 Förster zu Blomberg  OO 1727 auf herrschaftliche Ver­ordnung zu Schieder mit Maria Cathrina von Roden, der Für­stin Kammermagd aus Friesland Anna Hedwig 1699—1764
CO 1718   mit   Casimir  Martin Becker, Noltemeyer CO 1728 auf dem Noltehof mit Joh. Anton Böhme, Noltemeyer
Johann Christoph 1710—1763
1746 Konduktor in Brake
1748 Konduktor in Schieder CO mit Charlotte Sophie Frunds aus Maspe Cathrina Charlotte Sophie geb. 1759 OO mit   Anton   August  Ferdi­nand Ludwig Barkhausen auf Niederbarkhausen CO mit Amtsrat Moritz Chri­stoph Röttcken in Ocrling-hausen 1800 Verkauf des
Schiederschen Kruges durch Rötteken.
Der Erbmeierbrief auf den Krug (1698) setzte den ältesten Sohn Georg Christoph als Erben ein, doch wohnte dieser zu der Zeit schon als Waldvogt in Blomberg. Sein jüngerer Bruder Johann Joachim führte den Krug für ihn bis 1707, zog dann nach Brakelsiek. Von Georg Christophs 9 Kindern tauchen in unserm Raum 3 wieder auf: Ferdinand zuerst als Förster in Blomberg, später als Oberförster in Siekholz, Anna Hedwig als Ehefrau zweier Noltemeyer und der Konduktor Johann Christoph. Letzte Besitzerin des Kruges war eine Tochter Johann Christophs, die das Falckmannsche Erbe 1800 der Rentkammer verkaufte. 1757—1766   Konduktor   Heinrich   Conrad   Voigt,   Ehefrau   Dorothea   Catharina   Reichen,   Pachtgeld 3700 Taler. 1766—1769 Doppelverpachtung an Justus Theodor Deichmann (Ehefrau Margarethe Ernestine Wedeking) und Gebser, Pachtgeld 3700 Taler. Deichmann starb 1769  in Schieder, worauf der Vertrag auf Köhler übertragen wurde. 1769—1778 Pächter Köhler. Er verstarb während der Pachtperiode. Die Witwe führte den Hof weiter, verheiratete sich 1778 mit dem Verwalter Bestenbostel. Unter diesem Namen erfolgte 1778 die Übergabe an Caspari. Pachtgeld während dieser Periode 3700 Taler.
Die Pächterfamilie Caspari
Justus Friedrich Caspari trat 1764 in Bückeburger Dienste. Er übernahm zeitweilig die Führung der Kam­merrechnung und war während der Teilungsverhandlungen als Kammer- und Forstrat Mitglied der Bücke­burger Kommission. Es ist nirgend erwähnt, woher er stammte, doch hatte er noch 1774 Güter im Hessischen. Caspari besaß ein beträchtliches Vermögen. Außer Schieder hatte er 1781 bis 1793 die Meierei Siekholz und ein Gut in Weferiingen bei Magdeburg gepachtet. Caspari starb am 10. August 1805 in Bückeburg. Nach seinem Tode mußte sein Sohn Wilhelm Ludwig an jeden unter seinen 9 Geschwistern 2000 Taler auszahlen. 2 Brüder waren Doktor med. in Braunschweig, ein dritter Bruder war Justizkommissär zu Halberstadt, ein vierter saß als Pächter in Weferiingen. Wilhelm Ludwig selber hatte das Exjesuiterkloster Gut Büren mit dem Vorwerk Volbrexen gepachtet. Unter den Schwestern war eine Amtmannswitwe zu Hagenburg, eine Inspektorenwitwe in Weferiingen und eine dritte Hofkammerrätin zu Herdehausen. Der Vater hatte also schon zu Lebzeiten ein Vermögen für Ausbildung, Ausstattungen und Kautionen aufgebracht. In Schieder betrug diese Kaution 1778 = 3000 Taler, 1802 = 4000 Taler. Justus Caspari bezahlte während der ersten Pachtperiode von 1778 bis 1790 = 3800 Taler, in der zweiten von 1790 bis 1802 = 4675 Taler, von da bis 1805 = 5700 Taler. Die Größe der Meierei wurde 1777 mit 1725 Morgen angegeben.
Seit 1778 hatte der Pächter an das Schiedersche Hoflager die nötigen Lebensmittel und das Pferdefutter gegen marktgängige Preise zu überlassen. Das Haferkontingent für den Marstall war auf 5 Fuder ä 20 Taler fest­gesetzt. Seit 1802 mußte er außerdem für die Hofhaltung jährlich 600 Pfund Butter (8 Pfund für einen Taler) liefern, auch einen herrschaftlichen Jagdhund unentgeltlich auf der Meierei füttern. Die Pflege eines solchen Hundes war auch anderen Untertanen wie beispielsweise den Glasmeistern auferlegt. Am 27. Dezember 1803 berichtete Amtmann Wippermann der Rentkammer: „Auf der Meierei ist kein herrschaftlicher Jagdhund vorhanden, da die herrschaftliche Jagd in hiesiger Gegend verpachtet ist. Auf der Meierei wird ohnehin ein großer Hofhund gehalten, und erbietet sich Verwalter Meyer, solchen herzugeben, falls die Verfolgung schädlichen Wildes dessen Gebrauch nötig macht. Indeß ist über Wildschaden noch keine Klage eingelaufen, indem die Jagdpächter, wenn sich ein Stück Wildprett mal in hiesige Gegend verirret, solchen fleißig nach­stellen, so daß, wenn es nicht niedergeschossen, doch alsobald verscheucht wird".
Wilhelm Ludwig Caspari trat 1806 nach dem Tode seines Vaters in den Pachtvertrag ein. Daneben behielt er das Gut Büren bis 1809. Steigende Teuerung und schlechter Absatz brachten den Pächter in finanzielle Schwierigkeiten. Als er 1809 seinem Bruder den Anteil am Schiederschen Inventar auszahlen mußte, bewil­ligte die Fürstin Pauline die vorübergehende Zurverfügungstellung der Kautionshälfte. Ob sich Cas-paris Lage nach den Freiheitskriegen gebessert hat, läßt sich nicht feststellen. Er pachtete zwar 1819 die Meierei Siekholz noch hinzu, doch behaupteten seine Witwe und auch die Kinder, in Schieder sei ein großer Teil des Vermögens verlorengegangen. Über den Nachlaß der Witwe Caspari wurde 1841 vom Oberappel­lationsgericht Wolfenbüttel der Konkurs eröffnet. Wilhelm Ludwig Caspari starb 1826 in Schieder. Seine Frau Sophie geborene Weiß setzte die Pachtung fort. Nach ihrem Tode im Jahre 1835 genehmigte die Kammer eine weitere Pachtverlängerung an die Kinder bis Johanni 1839.
Das Pachtgeld war seit 1815 wegen des Abgangs der Brakelsieker, Lother und Billerbecker Handdienste sowie der Brakelsieker Gartendienste auf 4653 Taler herabgesetzt. Zwischen 1826 und 1832 betrug es 4060 Taler, von 1832 bis 1835 = 3806 Taler, von 1835 ab 3800 Taler.
Die Pächter Treviranus
Unter den vielen Bewerbern um die Pächterstelle erhielt Heinrich Treviranus den Vorzug. Er hatte zwar nicht das höchste Gebot abgegeben, war aber der Rentkammer aus seiner 12jährigen Pachtzeit in Barntrup als guter Landwirt und zuverlässiger Zahler bekannt geworden. Treviranus erster Vertrag 1839/51 lautete auf ein Pachtgeld von 4600 Talern. Als Übergabesumme mußten an Casparis Erben 17 937 Taler 12 Groschen gezahlt werden. Das Quantum der nach Detmold zu liefernden Butter wurde auf 400 Pfund ermäßigt. Daneben hatte der neue Pächter während des Sommeraufenthalts der Herrschaft täglich 2 Pfund Süßrahmbutter, das Pfund zu 6 Groschen, und Schwarzbrot ins Schloß zu liefern, bei außergewöhnlichen Besuchen auch die Hofhaltung mit Speisen zu versorgen. In dieser ersten Periode begann auf der Meierei der Hopfenanbau auf bayerische Art.
Für die zweite Pachtperiode 1852/63 sank die Pachtsumme auf 4500 Taler, da nach der Ernte 1851 von der Mühlenbreite 61 Scheffelsaat zur Einzelverpachtung abgetrennt wurden. Der neue Vertrag führte erst­malig an neuen Belastungen auf: kirchliche Abgaben, Beiträge zur Amtsgemeindekasse und zum Lohn des Nachtwächters. Kontribution und Brandkassenbeiträge gingen wie die Unterhaltung der Feuerlöschgeräte zu Lasten der Rentkammer.
1861 ersuchte Treviranus zum zweiten Mal um Pachtverlängerung. Er schrieb unter anderem: „Es sind 24 Jahre verflossen, daß ich mich glücklich schätze, mit meiner Familie hier gelebt zu haben und eine Heimat fand, die mir die liebste und wertheste geworden ist". Inzwischen war der Noltehof mit der Domäne ver­einigt, und so lautete der neue Vertrag 1863/81 auf 7000 Taler. Der Pächter sollte das Ende dieser Periode nicht mehr erleben, er starb am 25. April 1865.
Nachfolger im Vertrage wurde der Sohn Gottfried Treviranus. Dieser war zwar seit einem Jahre Eigen­tümer des Rittergutes Sieberhausen bei Warburg, doch stellte das nach seiner Äußerung kein Hindernis dar, gleichzeitig auch Schieder zu bewirtschaften, da er in 6 Stunden von Sieberhausen nach hier reisen konnte. Als er auch die Absicht äußerte, das Rittergut so schnell wie möglich zu verkaufen oder zu ver­pachten, wurde ihm gestattet, sich in der Zwischenzeit durch seine Mutter Sophie Treviranus in Schieder vertreten zu lassen. Frau Treviranus hatte sich zwischen 1866 und 1868 auf einem von Dose gekauften Platz ein eigenes Wohnhaus (die alte Oberförsterei) errichtet.
Bemerkenswertes aus dieser Pachtperiode: 1869 wurden die für den Bau der Eisenbahn notwendigen Grund­stücke aus der Pacht herausgenommen. — Die Brennerei ging ein, 1880 war das Inventar bereits verkauft. — Am 5. August 1874 erfolgte in Lippe die Währungsumstellung vom Taler auf die Mark. Umgerechnet betrug das Pachtgeld von da an 19 360 Mark. — 1868 ließ Müller Bunte für die Ablösung der Mahl­freiheit 885 Taler 10 Silbergroschen 10 Pfennig als Hypothek auf die Mühle eintragen. Seit Bestehen der Meierei hatte diese das Recht, das Korn für den Hausgebrauch in der Mühle unentgeltlich mahlen zu lassen („der freie Malter"). Die Ablösung trat mit der neuen Pachtperiode 1882 in Kraft. — 1872 ließ Treviranus das Wohnhaus auf dem Noltehof zu Arbeiterwohnungen ausbauen. Seit Beginn des Eisenbahnbaus waren Arbeitskräfte knapp, die Löhne gestiegen und damit nach des Pächters Meinung „die Arbeiterverhältnisse in den letzten Jahren sehr schlecht geworden". Die neuen Wohnungen sollten den Tagelöhnern Anreiz zu einem festen Arbeitsvertrag geben.
Am 30. November 1880 wurde der auf Gottfried Treviranus ausgestellte neue Pachtvertrag für 1881/99 genehmigt. Das Pachtgeld war auf 27 600 Mark erhöht, zudem hatte der Pächter alle Abgaben mit Aus­nahme der Landeskontribution zu tragen. Ein Anschlag von 1880 weist die nutzbare Größe der Meierei mit 2451 Scheffelsaat oder 421 Hektar aus.
Neu war in dieser Periode die Einführung des Zuckerrübenanbaus und die Verwendung von phosphor­saurem Kalk als Kunstdünger. Der bisher auf den herrschaftlichen Meiereien untersagte Zuckerrübenanbau wurde auf höchstens 200 Scheffelsaat zugelassen. 1881 lag der Ertrag bei 140 Zentnern je Morgen und brachte dem Pächter bei einem Zentnerpreis von 1,20 Mark = 22 500 Mark ein.

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