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Die herabgerissenen Strohdächer ließen sich wohl wieder behängen, aber was sollte mit den stei­nernen Dächern geschehen, da doch in Blomberg keine Ziegel zu haben seien.
Wie arm die Dienste geworden waren, auf die der Pächter rechnen mußte, zeigen zwei Beispiele. 1632 hatte ein Soldatenhaufen Hiddensen wieder ausgeplündert. Am Martinitage verschwand auf dem Hofe des Bauern Sommer das letzte Bett. Der Bauer selber starb an den Folgen erlittener Mißhandlungen. Auf dem Stammhof sah es wüst aus. Nach dem Tode der alten Frau Stammeyer (Mittsommertag 1633) zählte man dort noch 4 Kühe, 2 Faselschweine und 20 Ferkel, die wohl immer rechtzeitig in den Wald getrieben wor­den waren. Die Pferde waren alle geraubt, sämtliches Bettzeug war mitgenommen, das Land lag noch im Spätherbst unbestellt.
Der gräfliche Hof bot hinter Wall und Graben eine gewisse Sicherheit. Auch stand hier eine kleine Schutz­truppe von 8-15 Mann unter einem Sergeanten dauernd unter Waffen. Das Vieh im Walde und auf der Weide aber war Räubern und Raubzeug ausgesetzt. 1637 fielen Wölfe bei Alt Schieder in die Mastschwein­herde ein und verjagten sieben Tiere. 1641 entführten 25 Reiter des kaiserlichen Generalfeldmarschalls Graf von Hatzfeld eine ganze Herde Kühe. Man schickte drei Leute hinterher. Unter ihnen war der Noltemeier. In der Nähe der Stadt Dransfeld bei Hannoversch-Münden wurden sie von den Räubern entdeckt und jämmerlich umgebracht.
Zuletzt halfen nur noch Schutzverträge mit dem jeweils anrückenden Feind. 1641/42 finden sich in der Geldrechnung Ausgaben für einen hessischen Trompeter und eine hessische schriftliche Salvagarde, vom Grafen von Everstein in Polle ausgestellt. 1646 betrugen die Lieferungen für die Schutzgarde in der Zeit vom 18. 4. bis zum 4. 7. an Hafer und Gerste zwei Fuder 3 Molt 6 Scheffel 3V2 Metzen.
Ob in diesem Jahre nur die Schweden in der Nähe gelegen haben, ist nicht eindeutig zu ersehen. Es heißt für den 21. Mai: geliefert „uff des Cornetts zwei Pferde von Konningsmarck, so allhier zur Salva-guarde geschickt worden." Graf Königsmarck war schwedischer Heerführer.
Dank der Schutzgarde blieb die Meierei verhältnismäßig unversehrt und hatte am Kriegsende eine gefüllte Kornkammer. Die Bauern aus der Umgebung holten sich aus Schieder Roggen, Hafer und Gerste, um ihre Felder wieder bestellen zu können. 1657, 9 Jahre nach Friedensschluß, verborgte der Hof insgesamt 8 Fuder 9 Scheffel Roggen, 7 Fuder 3 Molt Gerste, 4 Fuder 1 Molt Hafer. Zu den Schuldnern gehörten Bauern aus den Ämtern Schieder und Blomberg, weiterhin aus Sabbenhausen, Barntrup, Sonneborn, Lügde, Hagen und Holzhausen bei Pyrmont.
                                                                         
Palais und Schloß
Nachkriegsjahre
Es schien deshalb aus mehreren Gründen zweifelhaft, ob der sparsame Graf Otto ausgerechnet in dieser armen Zeit große Bauten aufgeführt hätte. Die bei Preuß „Die baulichen Altertümer des  Fürstentums Lippe" 1873 zuerst gedruckte Nachricht, Graf Otto habe das von seinem Sohn Casimir später erweiterte Schloß erbaut und 1652 mit einer Kapelle versehen, wurde 1881 von Dreves und 1926 von Butterweck übernommen. Bestätigende Unterlagen gibt es hierfür nicht. Dagegen zeigen  die Geldregister  der ersten Regierungsjahre Graf Casimirs  (seit  1657)  immer  noch  die Sorgen um äußere Sicherheit. 1657/58 wurde die Eulenpforte wieder in Ordnung gebracht und ein neues Wachhaus gebaut, 1658/59 ein neuer Ofen in die „Cortigarde"  gesetzt, das „Wehrenhaus" im Vorwerk ausgemauert. Daneben erscheinen laufend Ausgaben für die Soldaten. Noch 1660, als der Hof an Ludolph Meyer, Bürger zu Steinheim, verpachtet wurde, legte man zur Verwahrung und Sicherheit einen Sergeanten mit zwei Musketieren ein. Besuche Graf Casimirs bei den befreundeten Häusern in Detmold und Biesterfeld und die Gegenbesuche nach Schieder erfolgten  in  bewaffneter Begleitung. Die Haferausgabe an „reisige Pferde"   nennt jeweils Zahlen zwischen 16 und 24 Pferden. Ein Zeichen der immer noch wilden Zeit waren die Wölfe. 1658/59 verlor die herrschaftliche Herde am 22. Januar   bei der Glashütte, im Kronenbruch und bei Schönhagen 5 Schafe, am 31. Mai bei der Glashütte 2 Schafe. Das neue Leben begann auch für die Herren erst in bescheidenem Maße. Während man vor dem Kriege zum Beispiel nur Hämelsches Bier trank, begnügte man sich jetzt mit der gewöhnlichen Sorte aus dem Schiederschen Kruge. Nur im Ausnahmefall ließ man auch mal Wein aus Blomberg holen. 1658/5930. September        Pideritt   in   Blomberg   lt.   übergebenem   Zettel   bezahlt 23Maß Wein, so in Anwesenheit Ihro Gnaden allhier getrunken, 4 Thlr 35 Gr 3 Pf 3. Januar. Aus hiesigem Kruge langen lassen in Anwesenheit Ihro hochgräfl. Gnaden 170 Maß Bier, 3 Thlr 33 Gr 5 Pf 28.  Januar Ihro hochgräfl. Gnaden Herr Wilhelm (Bruder Casimirs) anhero kommen und aus hiesigem Kruge langen lassen 24Maß Bier, 20 Gr 16. März. Aus hiesigem Kruge eine gefüllte Tohn (Tonne) Bier langen lassen,   welche nach  dem Maddenteich   geführt,  als selbiger gefischt, 1 Thlr 22 Gr. 14. MaiIhr. hochgr. Gnaden Casimir, Wilhelm und Moritz (Bru-
der Casimirs) vom Biesterfelde kommen und aus hiesi­gem Kruge langen lassen 33 Maß Bier, 27 Gr 3 Pf
19. JuliHerr Wilhelm aus dem Kruge langen  lassen 36 Maß
Bier, mit sich habend Junker Hillen und seinen Leutenant, und allhier unter der Linde vertrunken, 30 Gr
19. JuliIhr. gn. Gn. Graf Casimir mit Ihr. Gn. Herman Adolph
von Detmold (Graf Hermann Adolph, Landesherr 1652/1666) kommen mit bei sich habenden Leuten und aus hies. Kruge langen lassen 2 Tohn Bier, 4 Thlr 18 Gr
Danach kostete damals ein Maß (0,8 bis 2 Liter) Bier 5 Pfennig, ein Maß Wein 7 Groschen 4 Pfennig. Eine Tonne enthielt etwa 70 Maß. Der Taler galt 36 Groschen, ein Groschen 6 Pfennig. Der Tagelohn lag zwischen 7 und 9 Groschen. Ein Ackerknecht verdiente jährlich zur Kost und zum sonstigen Unterhalt zwischen 5 und 7 Talern.
Eine uns besonders interessierende Eintragung im Geldregister vom März 1660 ist ebenfalls ein Zeichen für die Genügsamkeit in den Nachkriegsjahren. Sie lautet: „von Pirmonten rote erde langen lassen." Während sich die Herrschaften vor dem Kriege wochenlang nach Pyrmont zur Kur begaben, bereitete man sich jetzt in Schieder selber auf billige Weise Moorbäder.
Graf Casimir ritt besonders gern in das jenseits der Weser liegende Amt Forst, seit Graf Ottos Zeiten lippisches Pfand. Damit häuften sich auch die Aufenthalte in Schieder. 1673/74 hielt sich Graf Casimir mit Dienern, manchmal auch mit einem Hofstaat von 40 Personen 37 Mal hier auf. Dabei wird siebenmal ver­merkt: „von der Forst kommend." Die Zehrungskosten übernahm der Schreiber in die Amtsrechnung. Für ein Mittag- oder Abendessen rechnete man 4 Groschen, für ein Frühstück 2 Groschen, wobei kein Unterschied zwischen Dienern und Herren gemacht wurde.
Jagen und Fischen gehörten ebenfalls zum Hof leben. Holzförster Henrich Fischer erhielt 1773 neun Groschen Schießgeld für einen Adler, 1775 die gleiche Summe für einen Steinadler. Für die Meute der Jagd- und Windhunde wurde sogar ein besonderes Brot gebacken, wovon das Stück zu 3 Pfennig gerechnet wurde.
Der Bau des Palais
1673 begann man mit dem Bau des Palais. Er zog sich über 3 Jahre hin. Als Bauplatz wählte man den Ort vor der Küche. Meister Tielecken aus Lügde arbeitete mit einem Handlanger 17 Tage, um den Platz zu rei­nigen und auszuschachten. Einen Teil des Fundaments mauerte Meister Egidius aus Blomberg, während man sich für das Aufführen der Hauptmauern einen Gips-Spezialisten aus Ottenstein kommen ließ. Schon damals war eine Art Beton bekannt, der mit Gips als Bindemittel angerührt wurde. Da es um Schieder keinen Gips gab, wandte sich der Graf an den Amtsschreiber zu Forst, Johann Dieterich Vogeler. Der kaufte in seinem Amt 4 Fuder Gips und 5 Fuder Sollingplatten, lieferte das Baumaterial bis nach Wörder-feld und erhielt für alles in allem 4 Taler 24 Groschen.
Das Palais

Getuschte Federzeichnung von Ludwig Menke 1864 Links das Schloß, rechts im Hintergrund das Dach des Kornhauses
Meister Hans Käsen aus dem Amt Ottenstein brauchte mit seinem Gesellen 11 Tage, den Gips zu brennen, klein zu schlagen, zu sieben und dann „Ihro hochgräfliche Gnaden Lo'gament" zu „begießen". In dem neuen Gebäude waren 64 Wände auszumauern. Seine Größe ersieht man auch daraus, daß für den Schorn­stein allein 28 Tagelöhne, für die Arbeit des Schottilgers (Kunsttischler) aus Brakelsiek, den Fußboden zu legen, 44 Tagelöhne bezahlt wurden.

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