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Das Amt Schieder reichte 1818 zu der gleichen Frage einen Bericht des Amts Blomberg vom 3. August 1737 ein, wonach Glasmeister, Gesellen und Tagelöhner einen Kanon (Pacht) für ihre Hausplätze und Gärten geben mußten. Die Kammer hatte somit keinen Anspruch auf die Häuser der Glashüttenleute. Eine ähnlich unbefriedigende Auskunft erteilten 1791 die Schiederschen Forstleute Paulsen und Maertens der Kammer, als es um die Erhöhung der Holzpreise für die Glashütte ging. Man wußte nur, daß die Anlage der Hütte im Anfang des Jahrhunderts erfolgt war, als das Amt noch zu Detmold gehörte. Sämt­liche Kontrakte waren verlorengegangen. Später, zur Bückeburger Zeit, hatte man den Vertrag nur münd­lich verlängert. Während alle Hütten ursprünglich willkommene Holzabnehmer gewesen waren, lernen wir die Schieder-sche aktenmäßig erst zu einer Zeit kennen, als man ihren großen Holzverbrauch nicht mehr gern sah. Die wachsende Bevölkerung und die Entstehung neuer Industriezweige, in Lippe besonders die fabrikmäßige Schnapsherstellung, gegen Ende des 18. Jahrhunderts bewirkten einen steigenden Holzkonsum, wobei die Glashütten die Leidtragenden waren.

Hausinschrift Gundlach
1791 hieß es im Hüttenkontrakt noch: „müssen jährlich wenigstens 430 Klafter abnehmen". 1797 beschränkte man das Kontingent auf 300 Klafter, 1815 auf 150 Klafter. Das Hüttenklaftermaß, 1791 noch 7x6x6 Fuß, wurde 1808 auf 106 Kubikfuß, also weniger als die Hälfte, reduziert.
Die Aufsicht beim Holzschlagen nahm man immer genauer. Sie führte 1814 zur Ansiedlung eines besonderen Holzknechts, des Anton Limberg, auf der Glashütte. Obendrein mußten die Glasmeister diese Kontrolle mit je einem Mariengroschen auf die Klafter bezahlen. Die Limbergsche Stätte lag ein wenig abseits von den übrigen Hüttenhäusern (Buchstabe p auf der Karte Glashütte 2, später Kunterding). Man zählte sie als Straßenkötterstätte Nr. 26 zur Bauerschaft Schieder.
Der Holzpreis stieg von 30 Groschen je Klafter im Jahre 1781 auf 3 Taler (108 Groschen) im Jahre 1815.
Schon 1802 erklärten die Meister, sie wollten unter den erschwerten Bedingungen den Betrieb einstellen. Tatsächlich schied Elias Becker aus, der neue Vertrag lautete nur auf Johann Friedrich Becker. Die letzte Kontraktverlängerung wurde für 1818 bewilligt.
Auch da geschah die Aufhebung gegen den Willen der Hüttenleute. In einer Eingabe von 1815, die gleich­zeitig an die Fürstin Pauline und die Rentkammer gerichtet war, kam die Erbitterung über die unverständliche Behandlung zum Ausdruck. Im Brief an die Fürstin hieß es: „Wir haben eine verwitwete Mutter, Geschwister und 85 Personen, die bisher nur durch die Glashütte ihren Unterhalt fanden. Es wird hart sein, wenn wir wegen Abnahme des Holzes eine Stätte verlassen müssen, die unsere Väter seit länger als 100 Jahren bewohnt haben. Obgleich wir die Hoffnung haben, in einem benachbarten Lande Aufnahme und Schutz zu finden, können wir doch den traurigen Gedanken, unser Land und den Wohnort verlassen zu müssen und der großen Kosten zur Ansiedlung in einem andern Lande, nicht verhehlen".
Der Kammer schrieben sie: „Wir waren der Meinung, daß eine Fabrik wie die unsere, die seit 103 Jahren existiert, wenn auch nicht begünstigt, doch wenigstens keine Hindernisse fände, indem in allen Ländern Fabriken, Handel und Gewerbe als die Quelle des Wohlstands angesehen und unterstützt werden. Für unsere Fabrikate ziehen wir größtenteils vom Ausland das bare Geld, welches durch die Hüttenleute und die der umliegenden Orte, die nur durch uns ihre Subsistence finden, in Circulation gebracht wird". Bis 1794 hat die Hütte nur grünes Glas hergestellt und in Form von Flaschen und Gläsern exportiert. Zu den Kunden gehörten die einheimischen Meiereien (für den Verkauf des überall gebrannten Schnapses), die Brunnenverwaltung in Pyrmont sowie Kaufleute in Stadthagen, Hannover und Bremen. Nach Bremen gingen die Glaswaren per Schiff die Weser hinab. 1794 erteilte die Kammer die Erlaubnis für die Produktion feinen, also geschliffenen und bemalten Glases. Zwischen 1802 und 1803 stellten sich Beckers zum Teil auf die Herstellung von Fensterglas um. Da seit 1802 in Nassensand kein Fensterglas mehr produziert wurde, war die Schiedersche Hütte zeitweilig die einzige Bezugsquelle der lippischen Glaser. Den Sand für die neue Fabrikation bezog Becker aus der Lemgoer Mark (Dörentrup), da das einheimische Material kein blasenfreies Glas garantierte. Für die übrige Ware wurde Sand weiterhin in der Glashütter Sandkuhle gegraben. Der Preis je Kiste Fensterglas betrug im Handel 10 Taler. Der Detmolder Hof hatte vertraglich Anspruch auf die Lieferung von 10 Kisten jährlich und bezahlte je Kiste 8 Taler. Zur Karte Glashütte 1 von Maertens: Die Karte zeigt den Hausbesitzstand (Buchstaben)  von  1818  und die 1819 neu ver­pachteten Ländereien (Zahlen). Gebäude:     A  Gebrüder Becker, b c d Friedrich Becker, e    Gebrüder Becker, f Gebrüder Becker (Glashütte), g    Friedrich Gundlach, h Waldschütz Deppe, i    August Becker, k Christine Kaufeld, 1    Christoph Null, m Heinrich Kaufeld, n   Witwe Schäfer, o Dietrich Tiemann, p   Christian Heinrich Kaufeld, qu Carl Bute, r    Heinrich Kaufeld, s ist abgebrochen, t    Andreas Null, u Friedrich Becker. Gepachtete  Grundstücke:     7-8-9-10-11-18-26-29  Glasermeister  Becker,   14-15-16-28-33   Witwe Becker, 1-23 Johann Christoph Null, 2-34 Andreas Null, 3-6 Witwe Bute, 4-5 Fiege, 12 Friedrich Gundlach, 13-19 Friedrich Deppe, 17-25-27 Christian Kaufeld, 20-24-35-38 Johann Dietrich Tiemann, 21 Friedrich Kesting, 22-36 Witwe Schäfer, 30 Henrich Kaufeld vulgo Pieper, 31-37 Carl Bute, 32 Jobst Henrich Kaufeld. Die Limbergsche Stätte Nr. 71 (26) der Bauerschaft Schieder ist nicht eingezeichnet.
1817 zog der jüngere Bruder August Becker von der Glashütte fort, um bei Obernkirchen im Bückebur­gischen eine neue Hütte anzulegen. Viele der jüngeren Arbeiter zogen mit ihm oder folgten in den nächsten Jahren. 1823 wohnten von den ursprünglich 30 Arbeitern noch 12 auf der Glashütte. Mit den Fortziehen­den verlor die Forst ihre Klafterschläger. Sie behalf sich zunächst mit den neuen Kolonisten in der Helle (Siekholz), warb dann die restlichen Glashütter an. Um 1850 waren diese die einzigen Waldarbeiter im Forstamt Schieder und standen bis 1904 im festen Arbeitsvertrage.
Beim Eingehen der Hütte hatte die Fürstin Pauline den Glasmeistern angeboten, den Hausgrund in Erb­pacht zu übernehmen. Damals hatten Beckers ausgeschlagen, weil sie beabsichtigten, im Bückeburgischen eine neue Hütte „bei Steinkohlen" anzulegen. Als der kranke und bettlägerige Johann Friedrich Becker 1823 dann von sich aus ein Kaufgesuch einreichte, erhielt er eine Absage. Darauf boten die Brüder ihre sämtlichen Gebäude mit Ausnahme des Wohnhauses des Johann Friedrich Becker der Kammer zum Kauf an. Die Überschreibung erfolgte 1824. Die Hüttengebäude wurden bis 1825 abgebrochen. Für die fortgezogenen Familien August Becker, Deppe, Kessemeier, Pieper zogen Nolte, Schäfer, Hütte, Fiege und Luchte in die verlassenen Häuser oder bauten sich neue, so daß die Volkszählung von 1828 mit 79 Einwohnern etwa den gleichen Stand wie die von 1786 aufwies.Ein Auszug aus dem Brandkataster des Amts Schieder von 1857 vermittelt die familienmäßige Zusammen­setzung der

Christine Kaufeld Im Sterberegister des Kirchenbuches Blomberg von 1851 finden wir über den letzten Glasmeister folgende Eintragung:
Ehemalige Schiedersche Glashütte
Bekker, Johann Friedrich, weiland Glasemeister, Ehemann, vergl. Cop. Reg. 5. Juli 1806,
Wittwer seit 7. Juli 1825, Todestag Juli 27    Begräbnistag Juli 30
Nervenschlag 72 Jahre geb. 5. 9. 1778 Starb  plötzlich  und   wurden   die   Rettungsversuche   vom   Militärarzt   Ciasing   vergeb­lich angestellt.

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