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Vom ersten bis zum zweiten Weltkrieg
Kommunalpolitischer Nachtrag
Als Nachtrag zur Amtsgeschichte sei hier ein kurzer Überblick über die letzte Amtsentwicklung eingeflochten. Durch die Amtsgemeindeordnung von 1841 wurden die Amtsgemeinden gebildet. Der Amtsgemeinderat setzte sich zusammen aus den Vorstehern der einzelnen Bauerschaften, aus den Besitzern der im Amtsbezirk gelegenen landtagsfähigen Rittergüter und den Pächtern der dort gelegenen herrschaftlichen Meiereien. Die Befugnisse der Amtsgemeinden wurden durch die Amtsgemeindeordnung von 1907 erweitert. Der Amts­gemeinderat konnte jetzt mit Genehmigung der Regierung örtliche Satzungen schaffen, abändern und auf­heben.
Das Gemeindeverfassungsrecht vom 1. August 1927 vereinigte die drei Amtsgemeinden der früheren Ämter Blomberg, Schieder und Schwalenberg im Amte Blomberg. An die Stelle des Vorsitzenden trat der Landrat, Körperschaften des Amtes waren die Amtsausschüsse und der Amtstag.
Auf Grund einer Verordnung des Lippischen Landespräsidiums gab mit dem 24. August 1931 das Amt Blom-berg seine Selbständigkeit auf und wurde mit dem Amt Detmold unter Einbeziehung der Städte Blomberg, Schwalenberg, Hörn, Lage und Detmold zum Kreise Detmold vereinigt. Eine neue Entwicklung scheint sich jetzt in Richtung auf die Wiedereinführung der Amtsverfassung abzuzeichnen.
In dem bis zum Jahre 1931 bestehenden Landratsamt stellte der Amtstag die Volksvertretung dar, die 1930 aus 30 Abgeordneten bestand. In der Vertretung saßen hauptsächlich zwei Parteien, die SPD und die Wähler­vereinigung, die bei der Wahl etwa eine gleiche Stimmenzahl aufzuweisen hatten. Aus der Gemeinde Schie­der haben diesem Amtstag zwischen 1920 und 1930 Gemeindevorsteher Carl Hölting und Maurerpolier Fritz Tolle Nr. 20 angehört.
Im politischen Gemeindeleben vor dem ersten Weltkriege war Mühlenbesitzer August Beckmeier eine der bestimmenden Persönlichkeiten. 1913 konnte er das seltene Jubiläum begehen, 25 Jahre ununterbrochen Gemeindevorsteher gewesen zu sein. Die Gemeinde überreichte ihm in Anerkennung seiner Verdienste eine Urkunde. Die darunter aufgeführten Namen zeigen die Gemeindevertretung des Jahres 1913: Rudolf Plöger, Karl Plöger, Wilhelm Büngener, Heinrich Ridder, Carl Schäfer und August Schwarze. Fürst Leopold selber nahm auf seine Art des öfteren am damaligen Gemeindegeschehen teil. Wiederholt ließ er führende Männer aus Schieder zu sich kommen, um ihre Ansichten zu erfahren. Wie erzählt wird, soll es dabei zu echten und offenen Aussprachen gekommen sein. Zu den Männern, die in ihrer demokratischen Haltung dem Dorfleben ihren Stempel aufdrückten, gehörten
der alte Kuhle aus dem Hammer, Heinrich Ridder und der Tischlermeister Karl Plöger, der wegen seiner scharfen Aussprüche bei den politischen Gegnern gefürchtet war.


Juiläums-Urkunde für Vorsteher Beckmann
Der erste Weltkrieg
Wie überall, wurde auch in Schieder der Ausbruch des ersten Weltkrieges mit Begeisterung aufgenommen. Die Bekanntgabe der Mobilmachung erfolgte in Glashütte durch zwei zwölfjährige Schüler, Karl Schäfer und Werner Pankoke, während in Schieder selbst die unheilvollen Jahre durch den Gemeindediener mit der Ortsschelle angekündigt wurden.
Anfangs wurden alle durchfahrenden Militärzüge noch begeistert begrüßt. Auf den Bahnsteigen richtete man eine zusätzliche Verpflegungsstelle für die Soldaten ein, wobei besonders die Mitglieder des Vaterländischen Frauenvereins aktiv waren. Doch die ersten dunklen Seiten zeigten sich bald. Die zahlreichen Nachrichten über Gefallene lösten Bestürzung aus. Alles, was zum Leben notwendig war, wurde knapp. Der Krieg zeigte sein wahres Gesicht.
Im Jahre 1916 wurde eine örtliche Wirtschaftsstelle eingerichtet, deren Leiter Kaufmann Wilhelm Hötger war. Die Ausgabe der Lebensmittelmarken und die sonstigen Zuteilungen brachten mancherlei Schwierig­keiten mit sich. Die Not verführte die Bewohner zu Schwarzschlachtungen und wirtschaftlichen Vergehen. Als Kuriosum ereignete es sich einmal, daß ein geschlachtetes Schwein innerhalb 24 Stunden zweimal „gestoh­len" wurde. Ein anderes Mal fand der Gemeindeprüfer bei einer Schlachtung zwei Schweinsköpfe in einem Eimer. Dabei tat er den Ausspruch: „Watt ett nich olles chifft, Schwuin mii tweu Koppen, Schwuin mii tweu Koppen!" Man hatte bei der ordnungsmäßigen Jahresschlachtung gleich ein weiteres Schwein schwarz mit hinzugenommen und vergessen, den zweiten Kopf beiseitezuschaffen.
Die Beleuchtungsverhältnisse gerieten in einen katastrophalen Zustand. Nachdem Petroleum völlig aus­gegangen war, machte man Versuche mit selbstkonstruierten Karbidlampen, wobei es dann des öfteren zu Explosionen kam. Mit der Arbeit war es also bald nach Sonnenuntergang vorbei. Kohlen kannte man nur noch dem Namen nach, und die Bekleidung bestand am Kriegsende fast ausschließlich aus Papierstoff. Damals gingen auch die alten ledernen Feuerlöscheimer zum Ausflicken des noch vorhandenen Schuhzeugs drauf. Zuletzt gab es für Menschen ohne Beziehungen statt der Schuhe nur noch Holzsohlen mit angenagelten Segeltuchstreifen zu kaufen.
Während der ganzen Kriegsjahre hat Vorsteher August Beckmeier sein Amt unter schwierigen Umständen weitergeführt. Er wurde 1918 durch Carl Hölting abgelöst!
Mit dem Ende des Krieges zeigte sich nun auch seine Bilanz. Aus der Gemeinde Schieder kehrten 51 Söhne nicht in die Heimat zurück, darunter waren 36 aus dem Orte selbst und 15 aus Glashütte. Die Familien Karl Plöger in Schieder und Ernst Klare in Glashütte hatten jede drei Tote zu beklagen. 10 Prozent der Ein­wohner Glashütte* blieben auf den Schlachtfeldern! Die Namen der Gefallenen wurden auf Gedenksteinen eingemeißelt. Die erste, 1921 eingeweihte Gedenkstätte am Eingang des Schloßparks ist inzwischen durch den Ehrenhain in der früheren Mergelkuhle ersetzt. Im Ortsteil Glashütte erinnert ein Denkmal auf dem Friedhof an das blutige Völkerringen.

Einweihung des ersten Kriegerdenkmals am 14. August 1921
Kommunalpolitisches zwischen den Kriegen
Der Umsturz von 1918 brachte völlig neue politische Verhältnisse mit sich. Auch in Schieder zeigten die ersten Wahlen einen starken Ruck nach links. Man muß allerdings hervorheben, daß in der Gemeinde um­stürzlerische Parolen nicht durchdrangen. In den Jahren bis 1933 standen Männer in der Gemeindepolitik, denen es trotz verschiedener politischer Auffassung um sachliche Arbeit ging. Noch in der Sitzung der Gemeindevertretung vom 1. Januar 1933 wurde festgestellt, daß die Harmonie in der Zusammenarbeit für das Dorl gute Früchte getragen habe.
Ergebnisse der Kommunalwahlen


1921 —1933:
Sozialdemokraten
Deutsche Volkspartei
Deutschnationale
Demokraten
Wirtschaftsvereinigung
Kommunisten
Nationalsozialisten
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden bis dahin bewährte Gemeindevertreter aus­geschaltet und durch Parteigänger ersetzt. Am 28. April 1933, einem Freitag, fand die erste Sitzung der nach dem Gleichschaltungsgesetz umgebildeten Gemeindevertretung statt.

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