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Die evangelische Kirchengemeinde Schieder
Wenige Monate vor dem zweiten Weltkrieg besuchte der 1959 verstorbene Landessuperintendent Prof. D. Neuser die Kirchengemeinde Wöbbel und regte an, das weitläufige, mit vier Predigtstellen ausgestattete Gebilde dieser Gemeinde so aufzuteilen, daß eine weitere Kirchengemeinde dabei ins Leben gerufen werden könnte. Als eine günstige Möglichkeit bot sich Schieder an, dem dann aus der evang.-ref. Gemeinde Blomberg die abgelegenen Ortschaften Siekholz und Glashütte angegliedert werden sollten. Traditionsgebundene Bedenken der Muttergemeinden und die Kriegsverhältnisse ließen diesen Gedanken nicht sogleich Gestalt gewinnen. Dennoch wurde ein erster Schritt damit getan, daß durch den Beschluß der 17. Lippischen Landessynode vom 11. März 1942 eine „Zweite Pfarrstelle der evang.-ref. Kirchen­gemeinde Wöbbel" gegründet wurde, die Schieder, Siekholz und Glashütte umfassen und deren Inhaber in Schieder wohnen sollte. An eine Besetzung war zunächst wegen des Pfarrermangels nicht zu denken. Sie erfolgte erstmalig zum 1. Juni 1947 mit dem Pfarrer Friedrich Wehrmann aus Lemgo. Er wohnte bis zur Fertigstellung des neuen Pfarrhauses an der jetzigen Kirchstraße zum Herbst 1952 in einer Miet­wohnung Unter den Eichen.
Die Gottesdienste wurden nun regelmäßig an jedem Sonn- und Feiertag in der Schloßkapelle gehalten, die der evang.-ref. Gemeinde seit langem mit alleinigem Benutzungsrecht zur Verfügung stand. Die Kirchenältesten von Schieder drangen aber bald darauf, daß die Landessynode den Pfarrbezirk zur selbständigen Kirchengemeinde erklären sollte, wie es dem Vorschlag von Landessuperintendent D. Neu­ser entsprach. Denn es zeigte sich, daß Schieder einen starken Zuzug durch Vertriebene und Bomben­geschädigte erhielt, weil eine neu errichtete Industrie günstige Verdienstmöglichkeiten schaffte. Am 14. Juni 1951 faßte die 20. Lipp. Landessynode den entscheidenden Beschluß. Alle vermögensrechtlichen Ausein­andersetzungen mit Wöbbel und Blomberg wurden daraufhin auf dem kirchlichen Verwaltungsweg ge­ordnet, wodurch alle hindernden Bedenken aus dem Wege geräumt waren. Wie bei der Haushebung des Pfarrhauses wurde nun der erneute Wunsch laut, die neue Kirchengemeinde müsse auch ein eigenes großes Gotteshaus haben. Eine Reihe von Plänen verschiedener Architekten wurde geprüft, aber dann verworfen, bis von seiten des Landeskirchenamtes der Entwurf des Wuppertaler Architekten Karl Schneider gutgeheißen und durchgesetzt wurde. Obschon die Kirchenbehörde den Kirchenbau weithin finanzierte, trug die Gemeinde selbst einen ansehnlichen Teil dazu bei, so daß nicht ohne Stolz behauptet werden kann, daß es „unsere Kirche" ist. Der erste Spatenstich erfolgte am 14. Oktober 1953; der erste Gottesdienst konnte am 16. Oktober 1955 gehalten werden. Der gedrungene, der Landschaft angepaßte Bau mit dem schlanken, frei stehenden Turm auf der Anhöhe über dem Hammer stand vor der vollständigen Bebauung der Nachbargrundstücke offen da. Er ist vom Emmer- und Niesetal aus für den Besucher des Kurortes gut sichtbar und einladend. Das Geläut der vier Bronzeglocken ist bis nach Siekhof, Siekholz und Glashütte zu hören. Die Intonierung und die Inschriften der Glocken sind folgende: As: Freud und Leid in Gottes Hand; c': Alles, was Odem hat, lobe den Herrn; des': Die Sonne ist täglich eine neue; P: Wachet und betet! 1956 erhielt der Turm seine Uhr mit Viertelstundenschlag. Zunächst mußte die Orgel aus der Schloßkapelle den Gesang begleiten; wenig später konnte das Orgelpositiv aus dem großen Saal des Detmolder Diakonissenhauses erworben werden.
Der kommenden Zeit bleibt es überlassen, eines Tages das dem modernen Baustil der Kirche gemäße Instrument in dem großen Raum, der bis zu 600 Besucher fassen kann, erklingen zu lassen. Während der Fertigstellung der Kirche fand ein Pfarrerwechsel statt. Pfarrer Wehrmann verließ die Ge­meinde, und an seine Stelle trat Pfarrer Otto Mengedoht aus Blomberg. Seine Aufgabe war es nun, u. a. diese neue, von manchen kritischen Stimmen beargwöhnte und begutachtete Kirche der ganzen Ge­meinde vertraut und lieb zu machen. Seit 1959 kommt monatlich der evang.-luth. Pfarrer aus Blomberg nach Schieder, um der Gemeinde den Gottesdienst zu halten. Schon sehr bald zeigte es sich, daß eine wachsende Gemeinde auch Räume für ihre kirchlichen Kreise dringend benötigt. Noch im Jahr der Kircheneinweihung wurden die ersten Schritte unternommen zum „Jugendheim", dem eingeschossigen Anbau an der Kirche. Im Mai 1959 konnte es seiner Bestimmung übergeben werden. Es ist ein schlichter Mehrzweckbau, der auf dem noch verfügbaren Gelände nach Ansicht des Architekten Schneider-Wuppertal so günstig wie möglich errichtet wurde. Sollte allerdings der zahlen­mäßige Zuwachs (1947: etwa 1600 Gemeindeglieder, 1963: über 2500) weiter anhalten, wird sich das Jugendheim in absehbarer Zeit als zu klein erweisen. Dann mag sich die Gelegenheit eröffnen, das Grund­stück neben dem Pfarrhaus, das der Kirchengemeinde vom Landesverband Lippe verkauft wurde, zu bebauen.
Über das Leben innerhalb der Kirchengemeinde Schieder sagt die Jahresstatistik der vergangenen zwölf Jahre aus, daß Taufen und Trauungen zunehmen, während die Beerdigungen gleichbleiben. Es wird damit deutlich, daß vor allem jüngere Familien hinzukommen, die hier siedeln und heimisch werden.
Schließlich trat zum 1. Juni 1963 insofern eine Veränderung ein, als Pfarrer Mengedoht nach Bad Mein­berg berufen wurde und am 15. August 1963 Pfarrer Johannes Arndt aus Lage durch die Entschei­dung des Kirchenvorstandes und des Landeskirchenamtes die pfarramtlichen Aufgaben in der Kirchen-gemeinde Schieder übernahm.
Die katholische Kirchengemeinde Schieder
Die kath. Gemeinde Schieder gehört heute, im Jahre 1964, zur Pfarrei Schwalenberg und zur Erzdiözese Paderborn. Sie zählt z. Z. etwa 370 Katholiken, davon sind 70 Spanierinnen und Spanier.
Nach der Reformation gab es im 16. und 17. Jahrhundert praktisch keine Katholiken in Lippe. Mit dem landesherrlichen Edikt vom 9. März 1854 wurde den Katholiken die Religionsfreiheit gegeben. Dadurch erhielten noch im gleichen Jahre einige Gemeinden das Pfarrecht: Lemgo, Detmold, Falkenhagen. Andere Pfarreien wurden neu gegründet, darunter auch Schwalenberg im Jahre 1854. Die Katholiken von Schieder wie auch Stadt und Amt Blomberg wurden dieser Pfarrei zugewiesen. In der „Geschichte der katholischen Pfarreien in Lippe" von A. Gemmeke ist erwähnt, daß der Pfarrer von Schwalenberg für die Kinder in Schieder seit 1894 Religionsunterricht hielt, gewöhnlich am Mittwochnachmittag. Die Größe des Pfarr­bezirkes, die am 1. Dezember 1900 aufgestellt wurde, zeigt nachstehende Tabelle:
Pfarrei Schwalenberg: Flecken Schwalenberg: Einwohner 815, ev. 730, kath. 74, Juden 11 Amt Schieder: Einwohner 4128, ev. 4055, kath. 64, Juden 9
Im Taufbuch der Pfarrei Schwalenberg sind seit dem Jahre 1741 Taufen erwähnt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch für Schieder zunehmen. Es sind ein Weichensteller, Stationsvorsteher, Milch­pächter,  Fabrikbesitzer,  ein Kupferschmied und ein Fuhrmann genannt.  — Während alle im Taufbuch genannten Familien heute nicht mehr ansässig sind, blieb die Familie Hasse seit dem 27. Januar 1920 wohn­haft. Der damalige Vorsteher Hölting suchte für Schieder einen Fuhrmann. So kam Ferdinand Hasse mit seiner Frau Luise aus Harzberg, beide katholisch, nach Schieder. Die Konfession hat bei seiner Einstellung keine Rolle gespielt. Die Familie ging mit ihren Kindern nach Schwalenberg, Blomberg oder Lügde zur Kirche.
In der Chronik der Pfarrei Schwalenberg wird berichtet, daß im Jahre 1923 z. Z. der Besetzung des Rhein­landes und des Ruhrgebietes durch die Franzosen viele Eisenbahnen und Zechen beschlagnahmt wurden. Aus diesem Grunde kamen 150 kath. Eisenbahner aus dem Rheinland, von Troisdorf, Bonn und Köln, mit ihren Familien nach Schieder und wurden im Kindererholungsheim, dem früheren fürstlichen Schloß, untergebracht. Seit Mitte Mai desselben Jahres hielt der katholische Pfarrer von Schwalenberg dort jeden Mittwoch um 9 Uhr Gottesdienst für die Kinder, danach erteilte er den Religionsunterricht.
Die Situation der Gemeinde änderte sich erst entscheidend durch den Krieg 1939/45 und die damit verbun­denen Evakuierungen und durch die Flucht- bzw. Vertriebenenbewegung. Da die Zahl der Katholiken schlag­artig stieg, wurde ab 1942 zunächst in der Friedhofskapelle Gottesdienst gehalten, vor allem für die Eva­kuierten aus Köln und Aachen. 1943 und 44 kamen so viele Ausgebombte aus dem Westen, daß die Friedhofs­kapelle zu klein wurde. So wechselte man über in die Schloßkirche, wobei seit Oktober 1944 der Herr Prälat Solzbacher aus Aachen dem Pfarrer bis Weihnachten 1945 in der Seelsorge aushalf. Nach dem Kriege siedelten sich viele Vertriebene in Schieder an. So reichte auch der Raum der Schloßkapelle für den Gottesdienst nicht mehr aus. Am 20. Mai 1952 erwarb die Gemeinde einen Bauplatz für eine kath. Kirche vom Landesverband Lippe. Die Eintragung ins Grundbuch erfolgte am 30. September 1952. Nach einem Entwurf des Pfarrers Karl Kleinjans und nach den Zeichnungen des Architekten Alois Dietrich aus Paderborn sollte die Kirche an der Schwalenberger Straße gebaut werden. Der Grundstein wurde am 10. August 1952 gelegt, am 13. September 1952 konnte schon der Richtkranz gesetzt werden, und am 17. Mai 1953 erfolgte die Kirchweihe auf den Namen St. Laurentius durch den Erzbischof von Paderborn Dr. Lorenz Jaeger. Die Industrialisierung brachte weiter eine größere Zahl von Katholiken in die Gemeinde, darunter im Jahre 1960 eine Reihe spanischer Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter; einige Kinder von ihnen sind hier schon in der Kirche getauft. Während die Gemeinde im Jahre 1958 noch 195 Katholiken hatte, stieg die Zahl im Jahre 1964 auf 370. Vor dem Weihnachtsfeste 1956 erhielt die kath. Kirche eine neue große Orgel mit elektrischer Betätigung. Vier neue Glocken weihte der Missionsbischof Emanuel Könner am 20. Oktober 1961 ein.
Die jetzige Kirche, die etwa 140 Sitzplätze hat, ist heute schon wieder zu klein, besonders jedoch in den Sommermonaten. Selbst eine zweite hl. Messe in der Zeit der Kursaison konnte keine entscheidende Hilfe sein. Der Gottesdienst um 10 Uhr ist am meisten besucht. Da auch noch die Kinder aus dem Eisenbahnerho­lungsheim aufgenommen werden müssen, stehen die Gottesdienstbesucher oftmals draußen vor der Kirchtüre.
Der weiteren Entwicklung der politischen Gemeinde wie der damit verbundenen eigenen Entwicklung wird die katholische Kirchengemeinde Schieder Rechnung tragen müssen.
Rückblick, Planungen und Ausklang
Die letzten 20 Jahre haben auch in anderer Hinsicht so manche Erfolge gebracht, daß sie im einzelnen fest­gehalten werden sollen.
1948 plante der Kreis Detmold 2 Außenstellen des Gesundheitsamtes. Durch die Initiative der Gemeinde und eine Eigenbeteiligung konnte eine dieser Außenstellen hier errichtet werden. Heute finden in Schieder die Untersuchungen des Gesundheitsamtes für den ganzen Lippischen Südosten statt, die Einwohner können sich manchen Weg nach Detmold sparen. Der Bau beherbergt auch die Polizeistation.
1949/50 erhielt Glashütte seine eigene Schule. Die Einweihung fand am 16. September 1950 statt (Schüler­zahl 48, Lehrer Laugstien). Im Herbst 1960 ging ein alter Wunsch der Turner in Erfüllung, die Turnhalle wurde eingeweiht.





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